Drogenmischkonsum

Konsumhäufigkeiten und Konsumbewertungen


Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin
Pressemitteilung vom 31. August 2006 zum Drogenmischkonsum


Drogenmischkonsum, das heißt die zeitgleiche oder zeitnahe Einnahme verschiedener Drogen, ist heute bei der Mehrheit der Drogengebraucher eine übliche Praxis. Doch nur eine kleine Minderheit dieser Drogengebraucher verfügt über ein fundiertes Wissen bezüglich der Wirkungen und Nebenwirkungen der eingenommenen Substanzkombinationen. Bei der großen Mehrheit der Drogengebraucher herrscht diesbezüglich ein großes Informationsdefizit. Dies gilt übrigens auch für die meisten Drogenberater und Sozialarbeiter, deren Aufgabe es ja eigentlich ist, die Drogengebraucher aufzuklären, zu beraten und bei Bedarf ihnen auch Hilfe anzubieten.

Einem Informationsdefizit kann man nur mit präzisen Informationen entgegenwirken. Deshalb werden in dieser Pressemitteilung die Ergebnisse von zwei großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz und einer mehrjährigen Studie zum Drogenmischkonsum, die in Deutschland durchgeführt wurde, vorgestellt. Dabei werden nicht nur die Prävalenzen und Konsumbewertungen systematisch aufgeschlüsselt, analysiert und in vergleichender Weise dargestellt, sondern auch Hinweise zur Schadensminderung beim Konsum wie auch zur Erlangung von mehr Drogenkompetenz und Drogenmündigkeit gegeben.


Druckerfreundliche Version (PDF-Format, 263 KB, 20 Seiten):
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse06-08-31.pdf



Inhaltsübersicht

  1. Einblick in die Praxis des Mischkonsums
  2. Drogenerfahrung im Geschlechtervergleich
  3. Aktuelle Trends beim Drogenkonsum
  4. Präferenzen beim Mischkonsum
  5. Drogenerfahrungen in norddeutschen Szenen
  6. Subjektive Bewertungen des Mischkonsums von Drogen
  7. Die beliebtesten Substanzkombinationen
  8. Weitere Substanzkombinationen
  9. Hitlisten der beliebtesten und begehrtesten Drogenkombinationen
  10. Korrelation zwischen Prävalenzen und Bewertungen
  11. Fazit




1.    Einblick in die Praxis des Mischkonsums

Im Zentrum der Aufmerksamkeit dieser Pressemitteilung steht die Vermittlung von Fakten bezüglich der Praxis und der Verbreitung des Drogenmischkonsums unter besonderer Berücksichtigung der Verbreitung von verschiedenen Drogenkombinationen und der mit ihrem Konsum gesammelten Erfahrungen. Die hier wiedergegebenen Daten wurden auf Basis der Ergebnisse von zwei großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz und einer mehrjährigen Studie zum Drogenmischkonsum, die in Deutschland durchgeführt wurde, zusammengestellt.

Die großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz: An der im Vorfeld der Street Parade online durchgeführten großen Partydrogen-Umfrage 2004 des Verlages »20 Minuten« in Zürich beteiligten sich etwas mehr als 3.000 Personen, 964 Frauen (31,7%) und 2.074 Männer (68,3%). An der analogen Partydrogen-Umfrage 2006 beteiligten sich 2.633 Personen, 740 Frauen (28,1%) und 1.893 Männer (71,9%). Datenquelle: Street Parade als Speed-Parade? Umfragen des Verlages »20 Minuten« in Zürich aus den Jahren 2004 und 2006 zum Drogenkonsum respektive zum Mischkonsum (Resultate im Einzelnen für die großen Partydrogen-Umfragen 2004 und 2006 können in der rechts oben vom Artikel eingefügten Interaktivbox als Javascript aufgerufen werden.).
http://www.20min.ch/streetparade/news/story/17943997

Die Studie aus Deutschland: Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders verstehen: In den Jahren 2000 bis 2002 führten Joachim Eul, Gundula Barsch und Tibor Harrach eine Studie zu Prävalenzen und Konsumbewertungen von Formen des Drogenmischkonsums durch. Die Erhebung erfolgte vorwiegend an Parties und anderen Veranstaltungen unter freiem Himmel mittels eines standardisierten Fragebogens. Befragt wurden 1.289 Personen, 515 an Technoparties respektive an der Loveparade, 386 an der Hanfparade in Berlin, am Hanffest in Hamburg und anderen für die Hanfszene typischen Veranstaltungen und 379 an alternativen Straßenfesten (Teilgruppe ohne spezielle Szenenzuordnung). Zudem wurden 9 ausgefüllte Fragebögen per Post retourniert. Insgesamt machten 1.218 Personen eingehende Konsumangaben zu Alkohol und illegalisierten Drogen, 1.166 davon (95,7%) hatten Erfahrungen mit dem Konsum von mindestens einer illegalisierten Substanz. Datenquelle: Joachim Eul, Gundula Barsch, Tibor Harrach: Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders verstehen, in: Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004 Nr. 4, S. 49-60

Lebenszeitprävalenz: Bezüglich der Lebenszeitprävalenz (definiertes Kriterium mindestens einmal im Leben vorgekommen) wird in dieser Pressemitteilung unterschieden zwischen der Lebenzeitprävalenz bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gesammelt hatten, und der Lebenszeitprävalenz bei den Personen, die sowohl mit einer bestimmten Substanz A als auch mit mit einer bestimmten Substanz B jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten. Zudem wird in einigen Abschnitten die Lebenszeitprävalenz auf bestimmte Untergruppen wie die Techno- oder Hanfszene oder auch auf die Gruppe ohne erkennbare Szenenzugehörigkeit bezogen. Im Text wird dabei jedesmal angegeben, auf welche Personengruppe sich die angegebene Lebenszeitprävalenz bezieht.

Gültigkeit der Aussagen: An den Umfragen in der Schweiz konnte sich jeder beteiligen, der über einen Zugang zum Internet verfügte. Die Teilnehmer der Umfrage wurden im Rahmen der Berichterstattung über die Technoszene in der Schweiz und über die Vorbereitungen zur Street Parade im Vorfeld derselben auf die Umfrage aufmerksam gemacht. Es wurden somit Personen aus der Technoszene selbst wie auch Personen, die sich für diese Szene interessieren, angezielt und, wie die Umfrageergebnisse zeigen, auch erreicht. Eine Selektion der Teilnehmer nach demographischen Kriterien fand nicht statt. Die Ergebnisse der Umfrage sind somit nur vorbehaltlich repräsentativ. Die Längsschnittkorrelation (berechnet auf Basis der Spearmanns Rangkorrelationskoeffizienten) zwischen beiden Umfragen in der Schweiz liegt für die abgefragten Bereiche zwischen 0,94 und 0,99. Es kann somit bei diesen Umfragen von einer hohen statistischen Sicherheit ausgegangen werden. Bezüglich der Daten aus der Studie in Deutschland ist hervorzuheben, daß entsprechend dem Fokus der Studie Personen angezielt und auch erreicht wurden, die selbst Erfahrungen mit illegalisierten Substanzen gemacht hatten, insbesondere Personen, die Erfahrungen mit dem Mischkonsum solcher Substanzen gemacht hatten. Das heißt, ein Rückschluß von den hier vorgelegten Daten respektive Aussagen zu den Erfahrungen mit Drogen und Formen des Drogenkonsums auf die Gesamtheit der Techno- oder Hanfszene ist nicht zulässig.
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2.    Drogenerfahrung im Geschlechtervergleich

Die Mehrheit der Frauen nimmt keine Drogen an Parties: Die Mehrheit der Frauen gab bei den Umfragen jeweils an, nie Drogen zu konsumieren, wenn sie an Parties gehen. Im Jahr 2004 waren es 53,0% und im Jahr 2006 sogar 56,7%. Bei den Männern waren es weit weniger. Im Jahr 2004 nur 41,5% und im Jahr 2006 nur 43,2%. Dennoch stieg sowohl bei den Frauen (+3,7%) wie bei den Männern (+1,7%) jener Anteil leicht an, der ohne Partydrogen an Parties auskommt.

Beim Drogenkonsum sind Frauen experimentierfreudiger als Männer: Obwohl gemäß diesen Umfragen insgesamt deutlich weniger Frauen an Parties Drogen konsumieren als Männer, sind sie unter denjenigen, die Drogen nehmen, experimentierfreudiger. Diese Tendenz zeigte sich im Jahr 2006 weitaus stärker ausgeprägt als noch zwei Jahre zuvor. So gaben 2004 mehr drogenkonsumierende Männer als drogenkonsumierende Frauen an, Erfahrungen mit LSD und Ketamin zu haben, im Jahr 2006 war es dann umgekehrt, da hatten die Frauen bei diesen Substanzen die Nase vorne. Beim Ketamin beispielsweise stieg der Anteil der drogenkonsumierenden Frauen mit Erfahrungen mit dieser Substanz innerhalb der letzten zwei Jahre von 18,8% auf 21,8% um 3,0% an, bei den drogenkonsumierenden Männern sank dieser Anteil jedoch im gleichen Zeitraum um 1,5% von 19,1% auf 17,6%. Im Jahr 2004 war der Frauenanteil mit Ketaminerfahrung noch um 0,3% geringer als jener bei den Männern, 2006 war der Anteil der Frauen jedoch um 4,2% größer. Beim LSD stieg innerhalb der letzten zwei Jahre sowohl der Anteil der Frauen wie auch der der Männer, die Erfahrungen mit diesem Psychedelikum hatten: bei den Frauen um 5,3% und bei den Männern um 2,7%. Der stärkere Anstieg bei den Frauen führte dazu, daß dieses Jahr 1,0% mehr drogenkonsumierende Frauen Erfahrung mit LSD hatten als ihr männlichen Kollegen, vor zwei Jahren lag hier der Vorsprung der Männer noch bei 1,6%. Lediglich bei den Zaubepilzen lag der Anteil der Männer, die Erfahrungen mit dem Wirkstoff Psilocybin hatten, in beiden Umfragen höher als derjenige der Frauen. Sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern sank dieser Anteil jedoch innerhalb der letzten zwei Jahre (Frauen: -2,3%, Männer -2,2%).

Die größten Unterschiede (zugunsten des Frauenanteils) gab es 2004 bei Speed (4,7%) und Ecstasy (3,5%), 2006 bei Ecstasy (4,4%), Ketamin (4,2%), Speed (3,8%) und Kath (3,2%). In der folgenden Tabelle 1 sind die jeweiligen Anteile bei drogenkonsumierenden Frauen und drogenkonsumierenden Männern mit Erfahrungen mit diversen psychotropen Substanzen sowie die geschlechterspezifischen Unterschiede für die Jahre 2004 und 2006 aufgelistet.

Tabelle 1

Erfahrungen mit ausgewählten psychotropen Substanzen bei Konsumenten von illegalisierten Drogen im Geschlechtervergleich
Untersuchungsbereich: Online Befragung durch www.20min.ch im Vorfeld der Street Parade in Zürich
Untersuchungszeiträume: Sommer 2004 und Sommer 2006
Erfahrungen mit:
Frauen 2004
Männer 2004
Frauen - Männer
(Differenz) 2004
Frauen 2006
Männer 2006
Frauen - Männer
(Differenz) 2006
Cannabis
97,1%
96,7%
0,4%
97,2%
97,0%
0,2%
Ecstasy
63,4%
59,9%
3,5%
68,2%
63,8%
4,4%
Kokain
57,7%
55,8%
1,9%
65,4%
63,3%
2,1%
Speed
55,8%
51,1%
4,7%
61,4%
57,6%
3,8%
Zauberpilze
52,8%
55,0%
-2,2%
50,5%
52,8%
-2,3%
LSD
39,2%
40,8%
-1,6%
44,5%
43,5%
1,0%
GHB
31,6%
29,2%
2,4%
30,8%
28,7%
2,1%
Ketamin
18,8%
19,1%
-0,3%
21,8%
17,6%
4,2%
2C-B
15,9%
15,6%
0,3%
15,3%
14,0%
1,3%
Khat
11,1%
9,6%
1,5%
11,5%
8,3%
3,2%
 
Datenquelle: Street Parade als Speed-Parade? Umfragen des Verlages »20 Minuten« in Zürich aus den Jahren 2004 und 2006 zum Drogenkonsum respektive zum Mischkonsum (Resultate im Einzelnen für die großen Partydrogen-Umfragen 2004 und 2006 können in der rechts oben vom Artikel eingefügten Interaktivbox als Javascript aufgerufen werden.).
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3.    Aktuelle Trends beim Drogenkonsum

Mehr Kokain, mehr Amphetamin, mehr Mischkonsum: Der Vergleich der Daten von 2004 und 2006 zeigt deutliche Veränderungen bei der Vorliebe, bestimmte Substanzen zu probieren respektive zu konsumieren (Tabelle 2). Die stärkste Veränderung diesbezüglich zeigt sich beim Kokain. Der Anteil der drogenkonsumierenden Personen mit Kokainerfahrung stieg innerhalb der letzten beiden Jahren von 56,3% auf 63,8% um satte 7,5%. Die zweitstärkste Veränderung ist beim Speed (Amphetamin) zu verzeichnen. Der Anstieg liegt hier bei 6,1%. Die Stimulanzien (Aufputschmittel) Kokain und Amphetamin werden derzeit signifikant häufiger probiert und konsumiert als dies vor zwei Jahren der Fall war. Offenbar gibt es einen Trend zu einem vermehrten Gebrauch von Aufputschmitteln respektive Leistungsdrogen. Dieser Trend wird auch durch die Zunahme des Mischkonsums von Kokain mit Cannabis (+3,4%) respektive mit Ecstasy (+2,3%) in den letzten zwei Jahren bestätigt. Generell haben die Erfahrungen mit Mischkonsum im Kreise der Drogenkonsumenten in den letzten beiden Jahren um 6,9% zugenommen (Tabelle 3).

Ecstasy – nach wie vor die beliebteste Partydroge: Trotz des Trends zu einem vermehrten Gebrauch von Leistungsdrogen ist die klassische Gefühlsdroge Ecstasy immer noch die beliebteste Partydroge. Auf der Skala der Prozentwerte bezüglich Erfahrungen mit psychotropen Substanzen verzeichnete Ecstasy innerhalb der letzten beiden Jahre einen Zuwachs um 4,0% und liegt derzeit genau ein Prozentpunkt vor Kokain, vor zwei Jahren waren es noch ganze 4,6 Prozentpunkte. Da das Interesse für das entaktogen und empathisch wirkende Ecstasy derzeit offenbar nur halb so schnell wächst wie dasjenige für die Egodroge Kokain, muß davon ausgegangen werden, daß es in Zukunft mehr Leute mit Kokainerfahrung als mit Ecstasyerfahrung geben wird.

Mehr LSD, weniger Zauberpilze, weniger GHB, weniger Ketamin: Bei den Psychedelika (u.a. LSD und Psilos; die Seele erhellende Drogen) sind gegenläufige Trends zu beobachten. Zwar hat immer noch etwa jede zweite Person mit Drogenerfahrungen auch schon Zauberpilze (Psilos) probiert, doch deren Anteil sank in den letzten beiden Jahren um 2,1% von 54,4% auf 52,3%. Das Interesse für LSD stieg im Gegensatz dazu im gleichen Zeitraum um 3,4% von 40,4% auf 43,8%. Bei den dissozativen Drogen (in entsprechender Dosierung die Auflösung der Ichwahrnehmung herbeiführende Drogen) GHB und Ketamin ist eine geringfügige Abnahme des Interesses um etwa 0,5% zu konstatieren.

Cannabis: Frauen kiffen genauso gern wie Männer: Unbeeinflußt von allen Trends ist die Präferenz für Cannabisprodukte (Gras, Haschisch). Im Jahr 2004 gaben 96,8% von allen drogenkonsumierenden Personen an, Erfahrungen mit Cannabis gemacht zu haben, im Jahr 2006 waren es 97,1% (+0,3%). Frauen kiffen genauso gern wie Männer: 2004: Frauen 97,1%; Männer 96,7%; 2006: Frauen 97,2%; Männer 97,0%. In der folgenden Tabelle 2 sind zu ausgewählten psychotropen Substanzen die prozentuale Anteile der Konsumenten illegalisierter Drogen mit Erfahrungen zu den jeweiligen Substanzen für die Jahre 2004 und 2006 angegeben. Zudem sind die jeweiligen Veränderungen (Ausprägungen der Trends) innerhalb dieser Zeitspanne aufgelistet.

Tabelle 2

Trends betreff Erfahrungen mit ausgewählten psychotropen Substanzen bei Konsumenten von illegalisierten Drogen
Untersuchungsbereich: Online Befragung durch www.20min.ch im Vorfeld der Street Parade in Zürich
Untersuchungszeiträume: Sommer 2004 und Sommer 2006
Erfahrungen mit:
Anzahl 2004
Prozent 2004
Anzahl 2006
Prozent 2006
Veränderung
2004-2006
Mindestens einer illegalisierten Droge
1.661
100,0%
1.396
100%
-----
Cannabis
1.608
96,8%
1.355
97,1%
+0,3%
Ecstasy
1.011
60,9%
905
64,8%
+4,0%
Kokain
935
56,3%
891
63,8%
+7,5%
Speed
870
52,4%
816
58,5%
+6,1%
Zauberpilze
904
54,4%
730
52,3%
-2,1%
LSD
671
40,4%
611
43,8%
+3,4%
GHB
496
29,9%
408
29,2%
-0,6%
Ketamin
316
19,0%
259
18,6%
-0,5%
2C-B
261
15,7%
200
14,3%
-1,4%
Khat
166
10,0%
126
9,0%
-1,0%
Mischkonsumerfahrungen mit
mindestens zwei dieser Drogen
959
57,7%
902
64,6%
+6,9%
 
Datenquelle: Street Parade als Speed-Parade? Umfragen des Verlages »20 Minuten« in Zürich aus den Jahren 2004 und 2006 zum Drogenkonsum respektive zum Mischkonsum (Resultate im Einzelnen für die Großen Partydrogen-Umfragen 2004 und 2006 können in der rechts oben vom Artikel eingefügten Interaktivbox als Javascript aufgerufen werden.).
http://www.20min.ch/streetparade/news/story/17943997
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4.    Präferenzen beim Mischkonsum

Unter Drogenmischkonsum versteht man im allgemeinen die zeitgleiche oder zeitnahe Einnahme von mindestens zwei psychotropen Substanzen, wobei sich in der Folge die Wirkungsmechanismen (Wirkspektren) der einzelnen Substanzen überlagern. Damit setzt sich der Konsument dem nichtselektiven gleichzeitigen Einfluß dieser Substanzen aus. Als Motivation für eine bestimmte Art von Drogenmischkonsum wird oftmals die wahrnehmbare Mischwirkung der kombinierten Substanzen angeführt. Obwohl das Phänomen des Drogenmischkonsums in der Öffentlichkeit recht intensiv diskutiert wird, sind empirische Daten zur Verbreitung des Mischkonsums insgesamt wie auch zu den Substanzkombinationen bisher kaum verfügbar gewesen, da in den meisten Studien zur Drogenaffinität ausschließlich Formen des Konsums einzelner Substanzen untersucht wurden, nicht jedoch die Kombinationen dieser Substanzen und deren Prävalenzen. Die Prävalenz des Mischkonsums beliebter Partydrogen in unterschiedlichen Szenen wie beispielsweise der Hanf- oder Technoszene, das heißt die Häufigkeit des Vorkommens respektive die Verbreitung von bestimmten Formen des Mischkonsums in diesen Szenen, wurde erstmalig von Joachim Eul, Gundula Barsch und Tibor Harrach in den Jahren 2000 bis 2002 schwerpunktmäßig in Berlin und Norddeutschland untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie sind hauptsächlich im Abschnitt 6 »Subjektive Bewertungen des Mischkonsums von Drogen« sowie in der Tabelle 5 mit den Erfahrungsbewertungen eines Mischkonsums bei unterschiedlichen 2er-Drogenkombinationen zusammengefaßt. Die Beliebtheit von Mischkonsumformen diverser Partydrogen wurde in der Schweiz im Rahmen der schon erwähnten Partydrogen-Umfragen in den Jahren 2004 und 2006 abgefragt. Dabei wurde offenbar, daß von den Teilnehmern an der Umfrage fast zwei Drittel aller Konsumenten illegalisierter Drogen Erfahrungen mit dem Mischkonsum von mindestens zwei dieser Drogen gemacht hatten. Die am häufigsten beim Mischkonsum kombinierten Drogen waren Cannabis, Kokain und Ecstasy, wie man detailiert den folgenden Ausführungen entnehmen kann.

Rang 1: Cannabis + Kokain: Im Sommer 2004 hatten gemäß der großen Partydrogen-Umfrage 57,7% aller Konsumenten illegalisierter Drogen Erfahrungen mit dem Mischkonsum von Partydrogen gemacht, im Sommer 2006 waren es bereits 64,6%, was einer Zunahme von 6,9% innerhalb von zwei Jahren entspricht. Etwa ein Fünftel der jeweils mehr als 900 Personen mit Erfahrungen in Sachen Mischkonsum gab an, am häufigsten Cannabis und Kokain zeitgleich zu konsumieren. Im Sommer 2004 war es noch etwas weniger als ein Fünftel (18,7%), in diesem Sommer etwas mehr als ein Fünftel (22,1%). Dies entspricht einer Zunahme um 3,4% innerhalb von zwei Jahren zu Ungunsten anderer Substanzkombinationen. Die Kombination von Cannabis und Kokain liegt in der Schweiz offenbar im Trend.

Rang 2: Cannabis + Ecstasy: Eine Präferenz für die Kombination von Cannabis und Ecstasy haben derzeit noch 17,0% der Erfahrenen in Sachen Mischkonsum, 1,5% weniger als vor zwei Jahren. Hier zeigt sich ein Abwärtstrend an. Derzeit geben fünf Prozent weniger dieser Kombination am häufigsten den Vorzug im Vergleich zur Kombination von Cannabis und Kokain, der beliebtesten Kombination.

Rang 3: Kokain + Ecstasy: Die Kombination von Kokain und Ecstasy folgt auf der Beliebtheitsskala auf Platz drei. 15% der Drogenmischkonsumenten geben derzeit dieser Kombination am häufigsten den Vorzug, das sind 2,3% mehr als vor zwei Jahren. Die Präferenzen weiterer Kombinationen im Gefüge der Beliebtheitsskala können der folgenden Tabelle 3 entnommen werden. Siehe auch Tabelle 5.

Tabelle 3

Häufigste Erfahrungen mit ausgewählten Substanzkombinationen bezogen auf die Gesamtzahl der Drogenmischkonsumenten
Untersuchungsbereich: Online Befragung durch www.20min.ch im Vorfeld der Street Parade in Zürich
Untersuchungszeiträume: Sommer 2004 und Sommer 2006
Häufigste Erfahrung mit:
Anzahl 2004
Prozent 2004
Anzahl 2006
Prozent 2006
Veränderung
2004-2006
Mischkonsumerfahrung mit
mindestens zwei illegalisierten Drogen
959
100,0%
902
100%
-----
Cannabis + Kokain
179
18,7%
199
22,1%
+3,4%
Cannabis + Ecstasy
177
18,5%
153
17,0%
-1,5%
Kokain + Ecstasy
121
12,6%
135
15,0%
+2,3%
Ecstasy +Speed
133
13,9%
109
12,1%
-1,8%
Cannabis + Zauberpilze
106
11,1%
79
8,8%
-2,3%
Ecstasy + LSD
27
2,8%
19
2,1%
-0,7%
Kokain + GHB
21
2,2%
18
2,0%
-0,2%
Kokain + Ketamin
20
2,1%
7
0,8%
-1,3%
Andere
175
18,2%
183
20,3%
+2,0%
 
Datenquelle: Street Parade als Speed-Parade? Umfragen des Verlages »20 Minuten« in Zürich aus den Jahren 2004 und 2006 zum Drogenkonsum respektive zum Mischkonsum (Resultate im Einzelnen für die Großen Partydrogen-Umfragen 2004 und 2006 können in der rechts oben vom Artikel eingefügten Interaktivbox als Javascript aufgerufen werden.).
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5.    Drogenerfahrungen in norddeutschen Szenen

In den Jahren 2000 bis 2002 führten Joachim Eul, Gundula Barsch und Tibor Harrach eine Studie zu Prävalenzen und Konsumbewertungen von Formen des Drogenmischkonsums durch. Die Erhebung erfolgte vorwiegend an Parties und anderen Veranstaltungen unter freiem Himmel mittels eines standardisierten Fragebogens. Befragt wurden 1.289 Personen, 515 an Technoparties respektive an der Loveparade, 386 an der Hanfparade in Berlin, am Hanffest in Hamburg und anderen für die Hanfszene typischen Veranstaltungen und 379 an alternativen Straßenfesten (Teilgruppe ohne spezielle Szenenzuordnung). Zudem wurden 9 ausgefüllte Fragebögen per Post retourniert. Insgesamt machten 1.218 Personen eingehende Konsumangaben zu Alkohol und illegalisierten Drogen, 1.166 davon (95,7%) hatten Erfahrungen mit dem Konsum von mindestens einer illegalisierten Substanz.

Alltagsdroge Cannabis: Von den 1.166 Personen mit mindestens einer Erfahrung mit einer illegaliserten Substanz hatten 1.158 Personen oder 99,3% Erfahrungen mit Cannabis. Da bei dieser Studie gezielt auch Personen in der Hanfszene angesprochen wurden, ist es nicht verwunderlich, daß dieser Wert höher lag als die analogen Werte bei den großen Umfragen zu Partydrogen in der Schweiz in den Jahren 2004 (96,8%) und 2006 (97,1%). Doch auch in der Teilgruppe ohne feste Szenenzuordnung war der Cannabiskonsum integrierter Bestandteil der Alltagskultur und der Mischkonsum von Alkohol und Cannabis war in dieser Teilgruppe sogar populärer als beispielsweise in der Technoszene: Teilgruppe ohne feste Szenenzuordnung: 85,7%; Hanfszene: 84,0%; Technoszene: 76,8% (Prävalenz jeweils bezogen auf alle Personen in den jeweiligen Teilgruppen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten). Die Ergebnisse der Umfragen zeigen, daß in diversen Gesellschaftskreisen sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz Cannabis als Genußmittel mit der gleichen Selbstverständlichkeit konsumiert wird wie Wein oder Bier.

Zauberpilze, Ecstasy, Speed, Mischkonsum: Erfahrungen mit Zauberpilzen hatten 61,9% der bei dieser Studie befragten Drogenkonsumenten. Das sind 7,5% mehr als bei der Umfrage in der Schweiz im Sommer 2004. Dieser Unterschied ist vermutlich auf die Tatsache zurückzuführen, daß in der Hanfszene bevorzugt Naturdrogen konsumiert werden. Der Anteil der Personen mit Erfahrungen mit Ecstasy (57,3%) lag nur geringfügig niedriger (3,6%) als der analoge Wert bei der Umfrage in der Schweiz im Sommer 2004 und die entsprechenden Werte für Speed lagen bei diesen beiden Untersuchungen nahezu gleich hoch (Differenz 0,3%). Der Anteil der Drogenkonsumenten, die Mischkonsum betreiben, lag mit 57,7% bei diesen beiden Untersuchungen sogar exakt gleich hoch.

LSD, Kokain: Obwohl LSD von dem schweizer Chemiker Albert Hofmann erstmals in Basel synthetisiert wurde und 1943 die halluzinogene Wirkung dieser Substanz ebenfalls von Hofmann in Basel entdeckt wurde, hatte kurz nach der Jahrtausendwende in den norddeutschen Szenen ein um 11,4% größerer Anteil der befragten Konsumenten psychotroper Substanzen Erfahrungen mit diesem Psychedelikum gemacht als jene im Ursprungsland Schweiz. Und obwohl das Hauptalkaloid aus der Kokapflanze von dem deutschen Chemiker Albert Niemann im Jahr 1860 in Göttingen isoliert wurde und Niemann diesem Alkaloid den Namen Kokain gab und obwohl der spätere deutsche Nobelpreisträger Richard Martin Willstätter während seiner Doktorarbeit an der Universität München 1898 erstmalig die Molekularstruktur von Kokain beschrieb und mit D. Wolfes und H. Mäder 1923 ersmals die Reinsubstanz Kokain synthetisierte, hatte im Jahr 2006 in der Schweiz ein um 12,8% größerer Anteil der befragten Konsumenten von Partydrogen Erfahrungen mit Kokain als jene im Norden Deutschlands kurz nach der Jahrtausendwende. Die Daten hierzu sind in der folgenden Tabelle 4 sowie in der Tabelle 1 zu finden.

Tabelle 4

Verteilung der Erfahrungen (Lebenszeitprävalenzen) mit illegalisierten Drogen bezogen auf die Zahl der Drogenkonsumenten
Untersuchungsbereich: Berlin und Bundesrepublik Deutschland; Untersuchungszeitraum: 2000 bis 2002
Erfahrungen mit:
Anzahl*
Prozent
Mindestens einer illegalisierten Droge
1.166
100,0%
Cannabis
1.158
99,3%
Zauberpilze
722
61,9%
Ecstasy
668
57,3%
Speed
614
52,7%
LSD
604
51,8%
Kokain
595
51,0%
Heroin
159
13,6%
Mischkonsumerfahrungen mit mindestens zwei dieser Drogen
673
57,7%
 
Datenquelle: Joachim Eul, Gundula Barsch, Tibor Harrach: Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders verstehen, in: Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004 Nr. 4, S. 49-60
 
*   Die Werte für Zauberpilze bis Heroin in der Spalte »Anzahl« wurden in dankenswerterweise von Joachim Eul übermittelt, da diese nicht in der oben bezeichneten Publikation enthalten sind. Die entsprechenden Prozentwerte in der dritten Spalte wurden auf Basis dieser Daten berechnet.
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6.    Subjektive Bewertungen des Mischkonsums von Drogen

Mischkonsum mit Alkohol szenenunabhäng populär: Beschränkt man die Definition des Drogenmischkonsums nicht auf die illegalisierten Substanzen, sondern bezieht den Alkohol mit in die Betrachtung ein, dann liegt der Anteil der Personen, die Erfahrungen mit Mischkonsum gemacht haben, bei den Gebrauchern illegalisierter Substanzen nicht mehr bei 57,7% (Norddeutschland 2000-2002, Schweiz 2004) oder bei 64,6% (Schweiz 2006), sondern etwa bei 90%. Von den 1.166 befragten Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, bekundeten 91%, daß sie auch Erfahrungen betreff Mischkonsum von Alkohol und einer weiteren illegalisierten Droge hätten. Bei den 25-31jährigen waren es sogar 96%, bei den unter 18jährigen immerhin noch 80%.

Bezüglich der Lebenszeitprävalenz (definiertes Kriterium mindestens einmal im Leben vorgekommen) dominierte der Mischkonsum von Alkohol und Cannabis bei 81,7% aller 1.166 Personen, die befragt wurden und die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten. In der Teilgruppe ohne Szenenbezug lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz am höchsten bei 85,7%, in der Hanfszene bei 84,0% und in der Technoszene bei 76,8%. In der Technoszene hatten im Vergleich zu allen befragten Personen 6,0% weniger Menschen Erfahrungen mit dem Mischkonsum von Alkohol und Cannabis gemacht, in der Hanfszene waren es 2,8% mehr und in der Gruppe ohne Szenenbezug sogar 4,9% mehr als im Durchschitt. Beim Mischkonsum von Alkohol mit allen anderen abgefragten Substanzen (alle Substanzen zusammen ohne Hanf) lag die Erfahrungsquote in der Technoszene am höchsten (8,8% über dem Durchschitt), in der Hanfszene am niedrigsten (18% unter dem Schnitt) und in der Gruppe ohne Szenenbezug leicht über dem Durchschnitt (1,6% über dem Durchschnitt). Beim Mischkonsum von allen abgefragten Kombinationen, jedoch ohne Alkohol, lag die Erfahrungsquote in der Technoszene am höchsten (13,8% über dem Durchschitt), in der Gruppe ohne Szenenbezug am niedrigsten (11,4% unter dem Durchschnitt) und in der Hanfszene ebenfalls deutlich tiefer als im Durchschnitt (9,8% unter dem Durchschnitt). Summa summarum wurden, abgesehen von der Kombination Alkohol/Cannabis, in der Technoszene weit mehr Erfahrungen mit unterschiedlichen Substanzkombinationen gemacht als im Durchschnitt, und in der Hanfszene wurden, ebenfalls abgesehen von der Kombination Alkohol/Cannabis, weit weniger Erfahrungen mit unterschiedlichen Substanzkombinationen gemacht als im Schnitt. Bei der Kombination Alkohol/Cannabis war es jedoch genau umgekehrt.

Bewertung: Zur Bewertung des Mischkonsums von verschiedenen Kombinationen von jeweils zwei sogenannten illegalisierten Partydrogen standen den Befragten optional die zwei Antwortmöglichkeiten »eher gut« und »eher schlecht« zur Verfügung. Beim Mischkonsum mit Alkohol gab es zusätzlich zu diesen zwei noch die dritte Antwortmöglichkeit »weder gut noch schlecht« respektive »ohne Einfluß«, also eine dreistufige Beurteilungsskala.

Mischkonsumerfahrungen mit Alkohol überwiegend ambivalent oder negativ beurteilt: Mit Ausnahme des Mischkonsums von Alkohol und Kokain respektive von Alkohol und Speed wurden alle Formen des Mischkonsums mit Alkohol ambivalent oder überwiegend negativ beurteilt. Nur 38% fanden die Kombination von Alkohol und Ecstasy »eher gut«, 32% »eher schlecht« und die restlichen 30% »weder gut noch schlecht«, bei Alkohol und Cannabis lag die Einschätzung »eher gut« bei 37%, die Einschätzung »eher schlecht« bei 35% und die Einschätzung »weder gut noch schlecht« bei 28%. Diese Werte zeigen, daß die Wirkung des Mischkonsums von Alkohol und Cannabis respektive von Alkohol und Ecstasy jeweils ambivalent eingeschätzt wurde. Bei Alkohol und LSD standen Wertungen von 24% für »eher gut« und 47% für »eher schlecht« einander gegenüber, bei Alkohol und Zauberpilzen standen Wertungen von 22% für »eher gut« und 48% für »eher schlecht« und bei Alkohol und Heroin gerade einmal 9% für »eher gut« und 67% für »eher schlecht« einander gegenüber. Die Wirkungen dieser drei Kombinationen wurden überwiegend negativ respektive fast ausschließlich negativ beurteilt (siehe Tabelle 5, erste bis fünfte Spalte unten).

Hinweis zum Alkohol-Cannabis-Mischkonsum: Sowohl Alkohol als auch Cannabis haben in geringen Dosierungen eine geistig anregende und eine körperlich entspannende Wirkung. Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Cannabis wirkt jedoch nicht nur körperlich entspannend sondern führt vor allem zu einer Abnahme der motorischen Leistungsfähigkeit. Höhere Alkoholdosierungen in Kombination mit Cannabis mindern verstärkt das Reaktionsvermögen wie auch die geistige Leistungsfähigkeit. Deshalb werden wichtige Warnsignale des Körpers nicht mehr richtig wahrgenommen und in der Folge kann es leicht passieren, daß einem das Gefühl für das richtige Maß verloren geht und daß man deshalb innerhalb kurzer Zeit zu viel Alkohol trinkt und/oder zu viel Cannabis raucht. Dies führt nicht selten zu Schlaffheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen und man kann heftige Kreislaufprobleme bekommen. Der Kater am nächsten Tag ist dann manchmal intensiver und oft mit Kopfschmerzen verbunden.
 
Hinweis zum Alkohol-Ecstasy-Mischkonsum: Alkohol erhöht den Blutspiegel von Ecstasy, Ecstasy jedoch senkt den Alkoholspiegel (Blutspiegel von Alkohol). Alkohol verlängert somit die Phase des euphorischen Gefühls nach der Einnahme von Ecstasy und Ecstasy mindert eine allfällige alkoholbedingte Müdigkeit, jedoch nicht die alkoholbedingten Bewegungsstörungen noch das Gefühl von Trunkenheit. Auch verhindert Ecstasy nicht die alkoholbedingte Austrocknung des Körpers. Bei hohen Temperaturen und/oder bei Tätigkeiten, die eine verstärkte Absonderung von Schweiß hervorrufen wie beispielsweise langanhaltendes Tanzen in überhitzten Räumen, kann es durch den Verlust von Körperflüssigkeit zu Kreislaufproblemen oder gar zu einem Hitzschlag kommen. Deshalb sollten sowohl vor wie auch nach der Einnahme von Ecstasy im Partykontext vorzugsweise nur alkoholfreie Getränke konsumiert werden.


Mischkonsum von Alkohol und Kokain überwiegend positiv beurteilt: Von allen untersuchten Kombinationen betreff Mischkonsum mit Alkohol, wurde die Kombination mit Kokain am häufigsten positiv bewertet. Die Wirkung dieser Kombination fanden 55% »eher gut«, 19% »eher schlecht« und 26% »weder gut noch schlecht«. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 36,6% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangiert diese auf dem vorletzten Platz in der Rangliste der Lebenszeitprävalen bezüglich der Kombinationen mit Alkohol (siehe Tabelle 5 rechte Spalte unten). In der Teilgruppe ohne Szenenbezug lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 42,3%, in der Technoszene bei 37,2% und in der Hanfszene deutlich niedriger bei 28,0%.

Hinweis: Die Kombination von Kokain und Alkohol wird in gewissen Gesellschaftsschichten nicht selten bei festlichen Anlässen (Hochzeitstagen, Geburtstagsfeiern, Firmenjubiläen) den geladenen Gästen angeboten. Da solche Anlässe zumeist mit einem alkoholischen Aperitif (Apéro) beginnen und das Kokain erst nach dem Konsum alkoholischer Getränke offeriert wird, ist mit einer verstärkten Wirkung des Kokains zu rechnen und zudem macht sich der Alkoholrausch bei den Gästen (wie auch bei den Gastgebern) nicht so stark bemerkbar, da eine Einnahme von Kokain nach dem Konsum von Alkohol zur Bildung der Substanz Cocaethylen im Körper führt. Cocaethylen hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin in gleicher Weise wie Kokain und es kommt zu einer deutlichen Verstärkung der Wirkung des Kokains auf die vitalen Funktionen, zu einer Steigerung des Aktivitätsdrangs und zu einer Minderung des Alkoholrausches. Konsumiert man hingegen zuerst das Kokain und trinkt danach erst alkoholische Getränke, tritt dieser Effekt nicht ein.
 
Alkohol und Kokain in geringen Dosierungen fördern die Kommunikationsbereitschaft und somit die Heiterkeit beim geselligen Beisammensein. Alkohol und Kokain (nicht nur nach dem Mischkonsum) mindern die allgemeine Sensibilität und fördern rücksichtsloses und aggressives Verhalten. Auf Anlässen, bei denen zuviel Alkohol und Kokain konsumiert wird, kommt es leicht zu heftigen Streiterein und nicht selten auch zu körperlichen Auseinandersetzungen (Prügeleien) aufgrund von Meinungsverschiedeneiten.
 
Der fortgesetzte Dauermischkonsum von Alkohol und Kokain führt bei den Konsumenten nicht selten zu einer emotionellen Verhärtung (seelische Kälte) und, wenn ein solcher Mischkonsum auf Dauer im Übermaß betrieben wird, zu Verhaltensweisen, die von vielen Mitmenschen als asozial empfunden werden.


Mischkonsum von Alkohol und Speed überwiegend positiv beurteilt: Von allen Kombinationen mit Alkohol wurde die mit Speed am zweithäufigsten positiv bewertet. Die Wirkung dieser Kombination fanden 50% »eher gut«, 24% »eher schlecht« und 26% »weder gut noch schlecht«. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 39,4% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangierte diese auf dem drittletzten Platz in der Rangliste der Lebenszeitprävalenzen bezüglich der Kombinationen mit Alkohol. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 42,5%, in der Teilgruppe ohne Szenenbezug bei 40,8% und in der Hanfszene bei 31,7%. Wie auch bei der Kombination von Alkohol und Kokain lag hier die Lebenszeitprävalenz in der Hanfszene deutlich niedriger als in den anderen Teilgruppen. Offensichtlich scheint der Mischkonsum von Alkohol und Stimulanzien wie Kokain und Amphetamin für passionierte Kiffer nicht besonders begehrenswert zu sein.

Hinweis: Wer nach einer Nase Speed oder Crystal ein Glas Champagner trinkt, hat im Allgemeinen nichts zu befürchten und kann den Champagner sicherlich genießen. Größere Mengen Alkohol sind jedoch nach dem Speed-Konsum außerordentlich tückisch, da man unter dem Einfluß von (Meth)Amphetamin die Wirkung des Alkohols kaum verspürt. Subjektiv fühlt man sich selbst nach Alkoholmengen, die einen sonst angetrunken oder gar besoffen machen, noch relativ nüchtern, so daß man seinen Alkoholkonsum oft gar nicht bewußt registriert. Dennoch ist das Reaktionsvermögen durch den Alkohol beeinträchtigt. Das heißt, beim Lenken eines Fahrzeuges ist das Unfallrisiko deutlich erhöht, obwohl man sich noch recht nüchtern oder gar vollkommen nüchtern fühlt. Achtsamkeit (auch bezüglich des Verhaltens von Freunden) ist hier geboten, da nicht nur der Führerschein (bei einer allfälligen polizeilichen Kontrolle) auf dem Spiel steht, sondern die Unversehrtheit oder gar das Leben des Fahrers und der anderen Insassen des Fahrzeugs.


Mischkonsumerfahrungen mit Cannabis überwiegend positiv beurteilt: Der Mischkonsum von Cannabis und Zauberpilzen wurde von 93% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Bei Cannabis und LSD lag dieser Anteil bei 82%. Diese beiden Kombinationen waren die einzigen von allen beurteilten Kombinationen, die fast ausschließlich für »gut« befunden wurden. Überwiegend »gut« fiel die Bewertung der Kombination von Cannabis und Ecstasy  mit 79% und die Bewertung der Kombination von Cannabis und Kokain mit 72% positiven Wertschätzungen aus. Auch die Kombination von Cannabis und Speed wurde von 62% der mit dieser Kombination vertrauten Personen für »gut« befunden und somit überwiegend positiv bewertet. Die Kombination von Cannabis und Alkohol wurde, wie schon erwähnt, ambivalent bewertet. Lediglich die Kombination von Cannabis und Heroin wurde überwiegend schlecht bewertet. Siehe hierzu Tabelle 5.
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7.    Die beliebtesten Substanzkombinationen

Kombination von Cannabis und Zauberpilzen mit bester Bewertung: Bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gesammelt hatten, wurde für die am besten bewertete Kombination (Cannabis/Zauberpilze) auch die höchste Lebenszeitprävalenz (27,8%) unter den Kombinationen von jeweils zwei illegalisierten Substanzen, also ohne Kombinationen mit Alkohol, festgestellt. In der Hanfszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 33,9%, in der Technoszene bei 27,9% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 20,9%. Bei den Personen, die sowohl mit Cannabis als auch mit Zauberpilzen jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz sogar bei 45,5%. Das heißt, daß fast die Hälfte (45,5%) der Personen, die sowohl Cannabis als auch Zauberpilze als einzelne Droge kannten, auch mindestens eine oder mehrere Mischkonsumerfahrung(en) mit Cannabis und Zauberpilzen gemacht hatten. In der Hanfszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 54,3%, in der Technoszene bei 43,5% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 38,1%.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz rangierte die Kombination von Cannabis und Zauberpilzen sowohl im Jahr 2004 mit 11,1% der Nennungen als auch im Jahr 2006 mit 8,8% der Nennungen auf dem fünften Rang der Liste der am häufigsten kombinierten Substanzen. Offenbar war diese Kombination bei den befragten Personen im Kontext der Street Parade in Zürich bei weitem nicht so populär wie bei denen, die an den Parties im Norden Deutschlands oder am Hanffest in Hamburg respektive an der Hanfparade in Berlin u.a.m. befragt wurden. Bei einer allfälligen Wertung oder Deutung der bei den Umfragen ermittelten und hier wiedergegebenen Werte muß berücksichtigt werden, daß ein direkter Vergleich der Zahlen nur bedingt zulässig ist, da in der Schweiz nach der am häufigsten konsumierten Kombination von zwei unterschiedlichen Substanzen gefragt wurde und in Norddeutschland danach gefragt wurde, ob man diese Kombination bereits selbst konsumiert hatte und ob man die dabei gemachte Erfahrung eher gut oder eher schlecht empfand. Die Hitlisten (Ranglisten) der Kombinationen, auf die bei den verschiedenen Umfragen die meisten Nennungen entfielen, sind in Tabelle 6 zusammengestellt.

Hinweis: Die Wirkung von Cannabis intensiviert die psychotrope Wirkung der Zauberpilze. Bei einem günstigen Set und Setting werden dadurch die psychedelischen Effekte, die durch die Pilzwirkung hervorgerufen werden, klarer und deutlicher wahrgenommen, leidenschaftlicher empfunden und intensiver erlebt. Unter guten Voraussetzungen steigert zudem die Kombination von Cannabis und Zauberpilzen (im Vergleich zum Monokonsum der einzelnen Substanzen) die Begeisterungsfähigkeit und begünstigt somit das Erleben inniger Verbundenheit. Bei einer individuell ungünstig geprägten Prädisposition kann beim Mischkonsum im Vergleich zum Monokonsum von Cannabis oder von Zauberpilzen die Wahrscheinlichkeit, daß eine latent vorhandene Psychose vorzeitig ausgelöst wird, erhöht sein.


Sehr beliebt: Mischkonsum von Cannabis und Ecstasy: Über Mischkonsumerfahrungen mit Cannabis und Ecstasy verfügten 47,1% der Personen, die sowohl Cannabis als auch Ecstasy als einzelne Droge kannten. Das heißt, beim Mischkonsum von Cannabis und Ecstasy lag die Lebenszeitprävalenz bei den Personen, die sowohl mit Cannabis als auch mit Ecstasy jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, bei 47,1%. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 47,5%, in der Hanfszene bei 47,2% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 44,3%. Bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz für den Mischkonsum von Cannabis und Ecstasy bei 26,3%. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 31,4%, in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 23,5% und in der Hanfszene bei 21,0%. Die Kombination von Cannabis und Ecstasy wurde von 79% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Dies war die drittbeste Bewertung aller Kombinationen.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz rangierte die Kombination von Cannabis und Ecstasy sowohl im Jahr 2004 mit 18,5% der Nennungen als auch im Jahr 2006 mit 17,0% der Nennungen auf dem zweiten Rang der Liste der am häufigsten kombinierten Substanzen. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 26,3% bei den in Deutschland Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gesammelt hatten, rangierte die Kombination von Cannabis und Ecstasy auf dem zweiten Rang der Liste dieser Lebenszeitprävalenzen. Und mit einer Lebenszeitprävalenz von 47,1% bei den Personen, die mit beiden Substanzen der Kombination jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, rangierte die Kombination von Cannabis und Ecstasy auf dem ersten Rang der Liste dieser Lebenszeitprävalenzen. Eine Substanzkombination die eimal einen ersten und dreimal einen zweiten Rang belegt, kann nur als sehr beliebt und sehr populär klassifiziert werden.

Hinweis: Ecstasy führt zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Der Konsum von Cannabis nach der Einnahme von Ecstasy kann diesen Effekt zusätzlich verstärken. Vor allem in der Anfangsphase der Wirkungsentfaltung von Ecstasy sollte besonders nach dem Rauchen von Cannabis respektive von Mischungen aus Cannabis und Tabak auf den Kreislauf geachtet werden. Zu schnelles Aufstehen kann in solchen Situationen zu kurzen Ohnmachtsanfällen führen (es wird einem Schwarz vor den Augen) und in der Folge es dann leicht zu Stürtzen kommen. Auf sensorischer Ebene verstärkt Cannabis die Wirkung von Ecstasy, was nicht selten zu einem vertieften Empfinden der durch Ecstasy ausgelösten empatischen und entaktogenen Effekte zur Folge hat.


Beliebt und sehr gut bewertet: Kombination von Cannabis und LSD: Die Kombination von Cannabis und LSD wurde von 82% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Dies war die zweitbeste Bewertung aller Kombinationen. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 19,3% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangierte die Kombination von Cannabis und LSD jedoch nur auf dem dritten Platz in der entsprechenden Rangliste. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 20,0%, in der Hanfszene bei 19,0% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 17,7%. Bei den Personen, die sowohl mit Cannabis als auch mit LSD jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz bei 38,0%. In der Hanfszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 42,8%, in der Technoszene bei 37,4% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 33,7%.

Gemäß den subjektiven Bewertungen scheinen die Kombinationen von Cannabis und Psychedelika (Zauberpilze, LSD) bei den meisten Konsumenten fast nur gute oder positiv zu bewertende Erfahrungen zu induzieren. Daraus kann gefolgert werden, daß nach dem Konsum dieser Kombinationen die Wahrscheinlichkeit am geringsten ist, schlechte oder negativ zu wertende Erfahrungen machen zu müssen. Die Kombination von Cannabis mit dem Entaktogen Ecstasy induziert zwar auch bei der großen Mehrheit der Konsumenten gute oder positiv zu wertende Erfahrungen, doch die Wahrscheinlichkeit, schlechte oder negativ zu wertende Erfahrungen machen zu müssen, ist nach dem Konsum dieser Kombination bereits in einem geringfügigen Ausmaß größer, jedoch immer noch deutlich kleiner als nach dem Konsum von Kombinationen mit Aufputschmitteln wie Kokain oder Speed. Ja, Psychedelika scheinen hinsichtlich ihrer Wirkung eine Klasse für sich zu sein, die sich von allen anderen Drogenarten abhebt. Aufgrund dieser Tatsache ist es nicht verwunderlich, daß Psychedelika wie Zauberpilze und LSD von Kennern der Materie auch heute noch zuweilen als sakrale Drogen, daß heißt als heilige Drogen bezeichnet werden. Und Cannabis als zweite beteilgte Substanz in diesen am besten bewerteten Kombinationen scheint offenbar mit den unterschiedlichsten Substanzen kompatibel zu sein, so wie als heilige Pflanze Pflanze mit den verschiedensten Riten auf der ganzen Welt.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz wurde die Kombination von Cannabis und LSD nicht abgefragt.

Hinweis: Die Wirkung von Cannabis rundet die psychotropen Effekte der LSD-Wirkung ab. Bei einem günstigen Set und Setting werden dadurch die psychedelischen respektive halluzinatorischen Bilder, die durch LSD hervorgerufen werden, sanfter und feiner wahrgenommen. Dies begünstigt nicht selten das Auftreten einer inneren Heiterkeit wie auch das Zustandekommen inniger Verbundenheit. Bei einer individuell ungünstig geprägten Prädisposition kann durch den Mischkonsum im Vergleich zum Monokonsum von Cannabis oder von LSD die Wahrscheinlichkeit, daß eine latent vorhandene Psychose vorzeitig ausgelöst wird, erhöht sein.


Kombination von Cannabis und Kokain immer mehr im Trend: Die Kombination von Cannabis und Kokain wurde von 72% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Dies war die viertbeste Bewertung aller Kombinationen. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 14,3% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangierte die Kombination von Cannabis und Kokain auf dem vierten Platz in der entsprechenden Rangliste. In der Gruppe ohne Szenenbezug lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 18,3%, in der Technoszene bei 13,6% und in der Hanfszene bei 11,2%. Bei den Personen, die sowohl mit Cannabis als auch mit Kokain jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz bei 28,8%. In der Gruppe ohne Szenenbezug lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 35,0%, in der Technoszene bei 26,8% und in der Hanfszene bei 25,0%.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz rangierte die Kombination von Cannabis und Kokain sowohl im Jahr 2004 mit 18,7% der Nennungen als auch im Jahr 2006 mit 22,1% der Nennungen auf dem ersten Rang der Liste der am häufigsten kombinierten Substanzen.

Hinweis: Wird nach dem Konsum von Cannabis Kokain geschnupft, wird ein höherer Blutspiegel von Kokain erzielt als nach dem Schnupfen von Kokain in nüchternem Zustand. Dies führt zu länger anhaltenden Phasen euphorischer Gefühlsempfindungen die zudem etwas intensiver wahrgeommen werden als nach dem Monokonsum von Kokain. Zu beachten ist jedoch, daß der Mischkonsum von Cannabis und Kokain auch zu einer stärkeren Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks führt als der Monokonsum dieser Substanzen. Besonders in Situationen von Anspannung und Streß tritt dieser additive Effekt verstärkt auf. Deshalb sollten Personen mit einem vorgeschädigten Herz-Kreislauf-System vor dem Mischkonsum von Cannabis und Kokain dieser pharmakologischen Wechselwirkung beim Risikomanagement respektive bei der Risikoabwägung besondere Aufmerksamkeit schenken.


Kombination von Ecstasy und Speed noch immer begehrt: Die Kombination von Ecstasy und Speed wurde von 69% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Dies war die fünftbeste Bewertung aller Kombinationen. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 13,0% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangierte die Kombination von Ecstasy und Speed auf dem sechsten Platz in der entsprechenden Rangliste. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 19,3%, in der Hanfszene bei 9,0% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 8,1%. Bei den Personen, die sowohl mit Ecstasy als auch mit Speed jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz bei 28,4%. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 34,6%, in der Hanfszene bei 25,0% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 20,0%. In der Technoszene hatten mehr als doppelt so viele Personen Erfahrungen mit der Kombination von Ecstasy und Speed gemacht als in den anderen befragten Gruppen und so rangierte in der Technoszene die entsprechende Lebenszeitprävalenz auf dem vierten Platz, in der Hanfszene und in der Gruppe ohne Szenenbezug jeweils auf dem siebenten Platz.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz rangierte die Kombination von Ecstasy und Speed im Jahr 2004 mit 13,9% der Nennungen auf dem dritten und im Jahr 2006 mit 12,1% der Nennungen auf dem vierten Rang der Liste der am häufigsten kombinierten Substanzen.

Hinweis: Der gleichzeitige Konsum von Amphetamin und MDMA wird in der Technoszene häufig praktiziert, obwohl dies eigentlich unsinnig ist, da gemäß empirischer Erfahrung das Amphetamin die subtile empatische Wirkung von MDMA deutlich mindert. Demzufolge sollten die Substanzen nicht gleichzeitig, sondern zeitlich um ein paar Stunden versetzt eingenommen werden. Da Amphetamin die Wirkung von MDMA weit mehr beeinträchtigt als letzteres die Wirkung von Amphetamin, sollte vor der Einnahme von MDMA wie auch während der Wirkungsentfaltung von MDMA kein Amphetamin konsumiert werden. Nur wer zuerst MDMA und erst nach dem Abflauen der Ecstasy-Wirkung die erste Portion Amphetamin konsumiert, kommt in den Genuß der vollen Entfaltung der entaktogenen und empatischen Wirkung der Substanz MDMA wie auch der anregenden Wirkung des Amphetamins.
 
Eine wiederholte gleichzeitige Einnahme von MDMA und Amphetamin über einen längeren Zeitraum hinweg belastet das serotonerge System (die Serotonin ausschüttende Nervenzellen) so stark, daß die Wahrscheinlichkeit einer länger anhaltenden Schädigung dieses Systems als hoch eingeschätzt werden muß. Je größer die Häufigkeit der gleichzeitigen Einnahme von MDMA und Amphetamin ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung des besagten Systems im Gehirn. Neuesten Untersuchungen zufolge findet nach längerer Konsumpause eine Regeneration dieses Systems statt. Ob die Regeneration allerdings die volle Funktionsfähigkeit der geschädigten serotonergen Nervenzellen wiederherstellt, ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen. Der gelegentliche und alleinige Konsum von MDMA oder Amphetamin scheint demgegenüber kaum eine Schädigung dieses Systems zu verursachen.
 
Nach einmaligem Konsum von Methamphetamin sollte man auf jeden Fall mindestens zwei oder drei Tage vor dem Genuß von MDMA verstreichen lassen, nach längeren Konsumphasen mindestens eine ganze Woche, da man sonst gemäß empirischer Erfahrung die typische MDMA-Wirkung kaum zu spüren bekommt. Konsumenten, die über einen sehr langen Zeitraum hinweg regelmäßig Methamphetamin eingenommen und sich an die Substanz gewöhnt haben, brauchen eigentlich kein MDMA zu nehmen, da unter diesen Umständen das MDMA seine Wirkung kaum noch entfalten kann und die Konsumenten nur einen schwachen Abglanz der erwünschten MDMA-Wirkung verspüren können. Erst nach drei oder mehr Wochen Konsumpause hat sich der Körper wieder soweit regeneriert, daß eine MDMA-Einnahme mit einem echten Genuß in Verbindung gebracht werden kann.


Kombination von Ecstasy und Kokain auf dem Vormarsch: Die Kombination von Ecstasy und Kokain wurde von 52% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Mit dieser knappen Mehrheit mußte trotz der achtbesten Bewertung aller Kombinationen diese Kombination der Rubrik »teils gut, teils schlecht« zugeordnet werden. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 6,8% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangierte die Kombination von Ecstasy und Speed auf dem neunten Platz in der entsprechenden Rangliste. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 9,9%, in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 5,5% und in der Hanfszene bei 3,6%. Bei den Personen, die sowohl mit Ecstasy als auch mit Speed jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz bei 13,5%. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 19,5%, in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 10,6% und in der Hanfszene bei 8,1%.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz rangierte die Kombination von Ecstasy und Kokain im Jahr 2004 mit 12,6% der Nennungen auf dem vierten und im Jahr 2006 mit 15,0% der Nennungen auf dem dritten Rang der Liste der am häufigsten kombinierten Substanzen. Durch die zunehmende Favorisierung der Kombination von Ecstasy und Kokain wurde die von Ecstasy und Speed in dieser Rangliste von Platz drei auf Platz vier verdrängt.

Hinweis: Die Wirkung von Kokain wird maßgeblich durch eine Erhöhung des Gehaltes eines Neuotransmitters (Botenstoff) in den synaptischen Spalten (Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen) erzielt. Dies gilt auch für die Wirkung von Amphetamin. In beiden Fällen handelt es sich um den Botenstoff Dopamin. Kokain bewirkt diese Erhöhung durch eine zellulare Wiederaufnahmehemmung, Amphetamin durch Auslösung einer erhöhten Ausschüttung. Die Wirkmechanismen von Kokain und Amphetamin sind grundlegend verschieden, obwohl der Haupteffekt, eine Erhöhung des Dopaminspiegels in den synaptischen Spalten, gleich geartet ist. In beiden Fällen kommt es zu einer allgemeinen Anregung, doch beim Kokain wird weit mehr als beim Amphetamin das Verlangen nach Sex und bei Männern auch die Fähigkeit zum Sex stimuliert. Das Bedürfnis nach Liebe und Zärtlichkeit wird jedoch von diesen Substanzen kaum beeinflußt. Ecstasy stimuliert hingegen das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Liebe sowie die Empathie. Der gleichzeitige Konsum von Kokain und von Ecstasy kann je nach Konstitution der Konsumenten, bezüglich der Stimulierung der verschiedenen Bedürfnisse einen synergetischen und harmonischen Effekt haben, jedoch auch eine innere Zerrissenheit und Ziellosigkeit bewirken. Aufgrund der Möglichkeit von nahezu entgegengesetzten Auswirkungen auf die eigene Befindlichkeit ist bei dieser Kombination das Beachten von Set und Setting besonders wichtig wie auch eine kompetente Selbsteinschätzung in Verbindung mit einem verantwortungsvollen Risikomanagement.


Kombination von Cannabis und Speed knapp an der Grenze: Die Kombination von Cannabis und Speed wurde von 62% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für »gut« befunden. Trotz dieser sechstbesten Bewertung aller Kombinationen mußte diese Kombination aufgrund der Zustimmungsquote für »gut« am untersten Ende der Rubrik »überwiegend gut« an der Grenze zur Rubrik »teils gut, teils schlecht« eingeordnet werden. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 13,2% bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, rangierte die Kombination von Cannabis und Speed auf dem fünften Platz in der entsprechenden Rangliste. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 15,8%, in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 12,8% und in der Hanfszene bei 10,1%. Bei den Personen, die sowohl mit Cannabis als auch mit Speed jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz bei 25,9%. In der Technoszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 27,1%, in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 26,0% und in der Hanfszene bei 23,8%.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz wurde die Kombination von Cannabis und Speed nicht abgefragt.

Hinweis: Speed (Amphetamin) verstärkt die Intensität und verlängert die Dauer der euphorisierenden Aspekte der Cannabiswirkung. Cannabis mildert hingegen einige durch Speed induzierte Wirkungen ab, so beispielsweise den übermäßigen Bewegungsdrang, der manchmal auf unangenehme Weise das Wohlbefinden stört. Die durch beide Substanzen bereits einzeln hervorgerufene Erhöhung des Blutdrucks und der Herzfrequenz tritt nach einem Mischkonsum beider Substanzen verstärkt auf. Diese dosisabhänige Erhöhung des Blutdrucks und der Herzfrequenz kann nach der Einnahme von höheren Dosierungen zu gesundheitlich relevanten Belastungen und bei einem länger andauernden Mischkonsum zu erheblichen körperlichen Schädigungen führen.
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8.    Weitere Substanzkombinationen

Die Erfahrungsbewertungen von weiteren Kombinationen beim Mischkonsum können in der folgenden Tabelle 5 nachgelesen werden. Dort ist die prozentuale Wertung von »gut« bei den Kombinationen von zwei illegalisierten Substanzen im oberen Teil der fünften Spalte respektive bei den Kombinationen mit Alkohol von »eher gut« im unteren Teil der fünften Spalte ersichtlich. In der zweiten Spalte von rechts ist in Relation zu den Personen, die beide in der jeweiligen Zeile aufgeführten Substanzen jeweils einzeln eingenommen hatten, der prozentuale Anteil von den Personen angegeben, die diese Substanzen schon mindestens einmal gleichzeitig eingenommen hatten (Mischkonsum). In der äußersten Spalte rechts ist in Relation zu den Personen, die mindestens einmal eine illegalisierte Substanz konsumiert hatten, der prozentuale Anteil jener Personen angegeben, die beide in einer Zeile aufgeführten Drogen auch schon gleichzeitig eingenommen hatten.

Tabelle 5

Erfahrungsbewertung eines Mischkonsums bei unterschiedlichen 2er-Drogenkombinationen
Prozentanteil der Nennungen (Personen), die die jeweilige 2er-Drogenkombination gut fanden

Mischkonsumerfahrung in %

Anteil in %
in Relation zu
Erfahrungen
mit beiden
Drogen
Anteil in %
in Relation zu
 Erfahrungen
mit einer
ill. Droge
Bewertungsstufen nach %-Bereichen
Substanz 1
Substanz 2
Prozent

81% bis 100%
fast ausschließlich gut
Cannabis
Zauberpilze
93%

45%
28%
Cannabis
LSD
82%

38%
19%
61% bis 80%
überwiegend gut
Cannabis
Ecstasy
79%

47%
26%
Cannabis
Kokain
72%

29%
14%
Ecstasy
Speed
69%

28%
13%
Cannabis
Speed
62%

26%
13%
41% bis 60%
teils gut, teils schlecht
Kokain
Heroin
56%

21%
3%
Ecstasy
Kokain
52%

13%
7%
Kokain
Speed
49%

14%
6%
LSD
Ecstasy
46%

28%
12%
21% bis 40%
überwiegend schlecht
Zauberpilze
Kokain
39%

8%
3%
Zauberpilze
Ecstasy
30%

12%
6%
Zauberpilze
LSD
28%

11%
5%
Cannabis
Heroin
27%

9%
1%
Ecstasy
Heroin
22%

7%
1%
0% bis 20%
(fast) ausschließlich schlecht
LSD
Speed
20%

17%
7%
LSD
Kokain
11%

15%
6%
LSD
Heroin
10%

13%
2%
Zauberpilze
Speed
5%

11%
5%
Zauberpilze
Heroin
0%

5%
1%
Speed
Heroin
0%

8%
1%
Bewertungsstufen nach %-Gewichtungen Substanz 1
Alkohol
»eher gut«



+36% »eher gut«
überwiegend positiv
Kokain
Alkohol
55%

76%
37%
+26% »eher gut« Speed
Alkohol
50%

78%
39%
+6% »eher gut« ambivalent
Ecstasy
Alkohol
38%

80%
44%
+2% »eher gut« Cannabis
Alkohol
37%

88%
82%
+23% »eher schlecht« überwiegend negativ
LSD
Alkohol
24%

79%
39%
+26% »eher schlecht« Zauberpilze
Alkohol
22%

75%
44%
+58% »eher schlecht« (fast) ausschließlich negativ
Heroin
Alkohol
9%

70%
9%
 
Datenquelle: Joachim Eul, Gundula Barsch, Tibor Harrach: Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders verstehen, in: Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004 Nr. 4, S. 49-60
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9.    Hitlisten der beliebtesten und begehrtesten Drogenkombinationen

In der Tabelle 5 ist die Rangfolge der Substanzkombinationen in absteigender Folge nach der Höhe der Wertungen »gut« determiniert, also nach einer qualitativen Bewertung. Im Unterschied dazu ist in der Tabelle 6 die Rangfolge der Substanzkombinationen in absteigender Folge nach der Höhe des Anteils der Personen, die mindestens einmal mit der entsprechenden Substanzkombination eine Erfahrung machten, von der Gesamtzahl der Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gemacht hatten, determiniert, also nach einer quantitativen Bewertung.

Bei den großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz rangierte die Kombination von Cannabis und Zauberpilzen sowohl im Jahr 2004 mit 11,1% der Nennungen als auch im Jahr 2006 mit 8,8% der Nennungen auf dem fünften Rang der Liste der am häufigsten kombinierten Substanzen. Auf die Kombination von Cannabis und Kokain entfielen die meisten Nennungen, 18,7% im Jahr 2004 und 22,1% im Jahr 2006. Im Vergleich zur Kombination von Cannabis und Zauberpilzen waren das diesen Sommer mehr als doppelt so viele Nennungen. Bei den Umfragen im Norden Deutschlands in den Jahren 2000 bis 2002 gaben im Gegensatz dazu nur 14% der befragten Personen an, die Kombination von Cannabis und Kokain schon konsumiert zu haben, jedoch doppelt so viele (28%) hatten schon Erfahrungen mit Cannabis und Zauberpilzen in Kombination. Das Verhältnis der Attraktivität von diesen zwei Kombination für den Mischkonsum scheint in den beiden Befragungsgebieten umgekehrt proportional sein. Im Gegensatz dazu scheint die Attraktivität der Kombination von Cannabis und Ecstasy überregional eher gleichgeartet zu sein. Aufgrund der quantitativ determinierten Skalierung der Nennungen landete diese Kombination stets auf den zweiten Rang.

Bei einer allfälligen Deutung der bei den Umfragen ermittelten und hier wiedergegebenen Werte muß berücksichtigt werden, daß ein direkter Vergleich der Zahlen nur bedingt zulässig ist, da in der Schweiz nach der am häufigsten konsumierten Kombination von zwei unterschiedlichen Substanzen gefragt wurde und in Norddeutschland danach gefragt wurde, ob man diese Kombination bereits selbst konsumiert hatte und ob man die dabei gemachte Erfahrung eher gut oder eher schlecht empfand. Die Hitlisten (Ranglisten) der Kombinationen, auf die bei den verschiedenen Umfragen die meisten Nennungen entfielen, sind in der Tabelle 6 zusammengestellt.

Tabelle 6

Anteil
Mischkonsumerfahrung
in % in Relation zu
Erfahrungen mit einer
illegallisierten Droge
Substanz 1
Substanz 2
Wertung
»gut« in %
Schweiz
Rangfolge
Prozent
2004
Schweiz
Rangfolge
Prozent
2006
Nr. 1
27,8%
Cannabis
Zauberpilze
93%
Nr. 5
11,1%
Nr. 5
8,8%
Nr. 2
26,3%
Cannabis
Ecstasy
79%
Nr. 2
18,5%
Nr. 2
17,0%
Nr. 3
19,3%
Cannabis
LSD
82%
--------
k.A.
--------
k.A.
Nr. 4
14,3%
Cannabis
Kokain
72%
Nr. 1
18,7%
Nr. 1
22,1%
Nr. 5
13,2%
Cannabis
Speed
62%
--------
k.A.
--------
k.A.
Nr. 6
13,0%
Ecstasy
Speed
69%
Nr. 3
13,9%
Nr. 4
12,1%
Nr. 7
12,3%
Ecstasy
LSD
46%
Nr. 6
2,8%
Nr. 6
2,1%
Nr. 8
7,1%
LSD
Speed
20%
--------
k.A.
--------
k.A.
Nr. 9
6,8%
Ecstasy
Kokain
52%
Nr. 4
12,6%
Nr. 3
15%
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10.    Korrelation zwischen Prävalenzen und Bewertungen

Prävalenzen: Die Prävalenz von bestimmten Dingen ist die Häufigkeit des Vorkommens dieser Dinge in Bezug zu bestimmten anderen Dingen, deren Größe durch Angaben von Zahlen vergleichbar ist. Die Häufigkeit ist dabei die relative Größe, die durch den zahlenmäßigen Bezug der absoluten Anzahl des Vorkommens dieser Dinge zur absoluten Größe der anderen Dinge definiert ist. Die Häufigkeit als Maßzahl der Prävalenz wird im allgemeinen mit Angaben von Zeitspannen verknüpft, das heißt, die Angaben zur Häufigeit des Vorkommens bestimmter Dingen werden auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt.

In der Studie zum Drogenmischkonsum wurde beispielsweise die erstmalige Erfahrung einer Person mit einer bestimmten Substanzkombination als ein zählbares »Vorkommen eines Dings« zum Untersuchungsgegenstand erklärt. Weitere Erfahrungen durch wiederholten Konsum der gleichen Substanzkombination waren nicht Gegenstand der Untersuchung. Eine weitere Erfahrung durch wiederholten Konsum der gleichen Substanzkombination ist das »Vorkommen eines anderen Dings«, das sich vom Untersuchungsgegenstand unterscheidet, der auf die erstmalige Erfarung beschränkt war. Da eine Person nur einmal im Leben eine erstmalige Erfahrung mit einer Substanzkombination machen kann, war das zählbare Kriterum des »Vorkommens eines Dings« pro Person auf ihre Lebenszeit beschränkt. Durch die Angabe »Lebenszeitprävalenz« kommt auch deutlich zum Ausdruck, daß nicht die Anzahl der Konsumvorgängen einer Person untersucht wurden, sondern nur das »ob«, nicht das »wie oft«.

Durch erstmalige Erfahrungen mit verschiedenen Substanzkombinationen erfüllte eine Person jedoch mehrfach die zum Untersuchungsgegenstand erklärten Kritieren, die zählbar als »Vorkommen eines Dings« in die zur Auswertung bestimmten Statisken eingeflossen sind. Zählbar war zudem die zugehörigkeit der Person beim »Vorkommen eines Dings« zu bestimmten Gruppen, beispielsweise zur Gruppe der Personen, die mit den beiden Substanzen der Kombination auch schon jeweils einzeln Erfahrungen gemacht hatten. Überdies wurde jede Person zu einer auf die Orte der Befragung bezogene Gruppe zugeordnet wie Technoszene oder Hanfszene. Alle Gruppen hatten bei der Auswertung eine absolute Größe, die durch die Zahl ihnen zugeordneter Personen definiert war. Alle Zuordnungen erfolgten aufgrund objektiver Kriterien, die zuvor genau festgelgt worden waren. Auch jedes »vorgekommene Ding« wurde nach Art der Substanzkombination gezählt, einer bestimmten Gruppe von Dingen zugeordnet und mit verschiedenen Merkmalen zu Bezügen zu anderen Gruppen verknüpft. Auf Basis der so erlangten absoluten Zahlen und den relativen Verknupfungsmerkmalen wurden dann die Prävalenzdaten berechnet. Diese widerspiegeln die objektiven Gegebenheiten, die untersucht wurden.

Bewertungen: Die Bewertungen der Substanzkombinationen beim Mischkonsum seitens der Konsumenten erfolgten nach Maßgabe der subjektiven Einschätzung ihrer eigenen Erfahrung respektive eigenen gesammelten Erfahrungen mit diesen Substanzkombinationen. Persönliche Erlebnisse waren ausschlaggabend für die Wertung der Substanzkombinationen. Bei Drogenkombinationen mit Alkoholbeteiligung stand eine dreistufe Beurteilungsskala (Güteskala) von »eher gut« über »ohne Einfluß« respektive »teils gut, teils schlecht« bis »eher schlecht« für die Zuordnung der Wertung zur Verfügung. Bei Kombinationen von zwei illegalisierten Substanzen hatten die Konsumenten für ihre Beurteilung die zwei Optionen »eher gut« respektive »eher schlecht« zur Wahl.

Die Erfahrungsbewertungen wurden nach Art der Substanzkombination gezählt, bestimmten Gruppen von Dingen zugeordnet und mit verschiedenen Merkmalen zu Bezügen zu anderen Gruppen verknüpft. Auf Basis der so erlangten absoluten Zahlen und den relativen Verknupfungsmerkmalen wurden dann die Bewertungen der einzelnen Substanzkombinationen und ihre Bezüge zu bestimmten Konsumentengruppen berechnet. Diese widerspiegeln die subjektiven Einschätzungen der Konsumenten, die untersucht wurden.

Korrelation: Eine Korrelation ist generell eine Wechselbeziehung und im Besonderen ein Zusammenhang zwischen statistischen Ergebnissen, die durch Wahrscheinlichkeitsrechnung ermittelt werden. Die Größe respektive der Grad der Korrelation ist durch den Korrelationskoeffizienten darstellbar. Der Korrelationskoeffizient ist ein dimensionsloses Maß für den Grad des linearen Zusammenhangs zwischen zwei in Intervalle skalierbare Merkmale von Ereignissen oder Gegebenheiten. Er kann lediglich Werte zwischen -1 und +1 annehmen. Bei einem Wert von +1 besteht ein vollständig positiver, bei -1 ein vollständig negativer linearer Zusammenhang zwischen den betrachteten Merkmalen. Wenn der Korrelationskoeffizient den Wert 0 aufweist, hängen die beiden Merkmale überhaupt nicht linear voneinander ab. Allerdings können diese ungeachtet dessen in nicht-linearer Weise voneinander abhängen. Deshalb ist der Korrelationskoeffizient nur bedingt ein geeignetes Maß für die Darstellung von skalierbaren Merkmalen, die charakteristisch für den Zusammenhang zwischen Ereignissen oder Gegebenheiten sind.

In der Statistik wird als Alternative zum Korrelationskoeffizienten der Rangkorrelationskoeffizient, ein sogenanntes parameterfreies Maß für die Korrelation, gebraucht. Der Begriff »parameterfrei« bedeutet nicht, daß überhaupt keine Parameter vorhanden sind. Vielmehr ist die Art und Anzahl der Parameter flexibel und nicht von vornherein festgelegt. Parameterfreie statistische Methoden sind mathematische Prozeduren zum Testen statistischer Hypothesen. Das Konzept der nichtparametrischen Korrelation besteht darin, jeden Wert einer Messung oder Zählung durch den Rang relativ zu allen anderen Werte zu ersetzen. Untersucht werden somit die Ränge der Werte und nicht die Werte selbst. Der Rangkorrelationskoeffizient benötigt anders als der (Pearsons) Korrelationskoeffizient weder die Annahme, daß die Beziehung zwischen den Variablen linear ist, noch ist es erforderlich, daß die Variablen auf einer Intervallskala gemessen werden. Der Rangkorrelationskoeffizient ist somit auch für nichtlineare Zusammenhänge verwendbar. Es gibt zwei bekannte Rangkorrelationskoeffizienten: Spearmans Rangkorrelationskoeffizient und Kendalls Tau. Die Berechnungen respektive deren Ergebnisse in den folgenden Darstellungen basieren auf dem Spearmans Rangkorrelationskoeffizient, der oft mit dem griechischen Buchstaben rho bezeichnet wird, oft aber auch mit einem r.

Korrelationen zwischen Prävalenzen und Wertungen: Die Wertungen für Substanzkombinationen unter Beteiligung von Alkohol erfolgten auf einer Skala mit drei Stufen, die für alle anderen Kombinationen auf einer solchen mit zwei Stufen. Deshalb sind diese Wertungen nur bedingt vergleichbar und sind deshalb hier immer separat aufgelistet. Zahlreiche Korrelationen sind sehr hoch, das sind solche mit einer Maßzahl von 0,75 und größer, jedoch immer kleiner als 1. Korrelationen die kleiner als 0,25 sind, gelten als klein, die zwischen 0,25 und 0,5 als mittelmäßig und die zwischen 0,5 und 0,75 als eher groß und die darüber als sehr groß.

Alkohol + illegalisierte Substanz: Der Vergleich der Höhe der Werte auf der Güteskala (Wertungen »eher gut«) mit den prozentualen Anteilen aus der Gruppe der Personen, die mindestens einmal eine illegalisierte Substanz eingenommen hatten, zeigt, daß hier offenbar keine Korrelation besteht (r = 0,1). Zur Gruppe der Personen, die bereits mit beiden an der Kombination beteiligten Substanzen jeweils einzeln schon Erfahrungen gesammelt hatten, besteht jedoch eine mittlere Korrelation (r = 0,39).

Kombinationen von zwei illegalisierten Substanzen: Der Vergleich der Höhe der Werte auf der Güteskala (Wertungen »eher gut«) mit den prozentualen Anteilen aus der Gruppe der Personen, die mindestens einmal eine illegalisierte Substanz eingenommen hatten, zeigt, daß hier offenbar eine sehr große Korrelation besteht (r = 0,81). Zur Gruppe der Personen, die bereits mit beiden an der Kombination beteiligten Substanzen jeweils einzeln schon Erfahrungen gesammelt hatten, besteht ebenfalls eine sehr große Korrelation (r = 0,83). Interessant erscheint hier der Vergleich der Korrelationen in Untergruppen, die sich dadurch auszeichenen, daß in jeder dieser Untergruppen jeweils eine Substanz bei jeder Kombination vorkommt. So ist Erkennbar, inwieweit Relationen bezüglich einzelner respektive bestimmter Substanzen auch bezüglich der Relationen zu Substanzkombinationen gültigkeit haben. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 7 zusammengestellt.


Tabelle 7

Substanzkombination
unter Beteiligung von:
Durchschnittliche
Verbreitung in
Gruppe mindest.
eine Erfahrung
Durchschnittliche
Bewertung
Höchste / Tiefste
Bewertung
Korrelation
zur Gruppe
mind. eine
Erfahrung
Korrelation
zur Gruppe
mit beid. Subst.
Erfahrungen
Cannabis
17,0%
69,2
93 / 27
0,94
0,83
Ecstasy
10,8%
49,7
79 / 22
0,94
0,94
Speed
7,5%
34,2
69 / 0
0,89
0,94
LSD
8,6%
32,8
82 / 10
0,83
0,66
Heroin
1,3%
19,2
56 / 0
0,67
0,67
Zauberpilze
7,9%
32,5
93 / 0
0,66
0,66
Kokain
6,6%
46,5
72 / 11
0,26
0,69


Kriterien zur Diskussion: Generell zeigen die Daten zu den Korrelationen, daß ein enger Zusammenhang besteht zwischen der Verbreitung einer bestimmten Kombination aus zwei illegalisierten Substanzen und der Höhe der positiven Bewertungen. Offenbar werden Erlebnisse sowohl positiv wie auch negativer Art kommuniziert und Konsumenten orientieren sich anscheinend in der großen Mehrheit an den Informationen, die sie erreichen. Offenbar richten sich die meisten Konsumenten auch nach dem Gehalt der Informationen und konsumieren meist gut bewertete Kombinationen. Bei einer durchschnittlichen Verbreitung von 8,53% einer Kombination in der Gruppe der befragten Personen, die schon mindestens einmal eine illegalisierten Substanz eingenommen hatten, einer durchschnittlichen Skalierung von 40,6 für die Bewertung »eher gut« und einem Koeffizienten von r = 0,81 für die Korrelation bezüglich aller Kombinationen von zwei illegaliserten Substanzen, kann von einer guten Infrastruktur der Kommunikation in den untersuchten Gruppen ausgegangen werden.

Bei den Untergruppen liegen nur Cannabis und Ecstasy bei allen drei Werten (Verbreitung, Bewertung und Korrelation) über dem Schnitt. Offenbar scheinen Konsumenten von Cannabis und Ecstasy (und Kombinationen damit) vorwiegend in Szenen zu verkehren, wo die Struktur der Kommunikation bezüglich Drogenkultur effektiver ist als beispielsweise die Kokainkonsumenten, da in der Gruppe der Kombinationen mit Kokain der tiefste Wert für die Korrelation festgestellt wurde.

Bei den Gruppen mit Cannabis, Ecstasy und Speed sind die höchsten Werte bezüglich der Korrelation zu verzeichnen, gefolgt von LSD. In den 90er Jahre des letzten Jahrhundert haben in verschiedenen Städte engagierte Menschen aus der Technoszene Organisationen gegründet, um die Partykultur zu förden und die Drogenproblematik zu mindern. Dabei wurde viel Drogenaufklärung gemacht, vor allem zu den vorbenannten Substanzen. Die ersten Broschüren dieser Organisationen hatten vor allem Ecstasy und Speed zum Thema, und es gilt nicht zu vergessen, die Partykultur war dabei immer das Leitmotiv. Die kulturelle Einbettung respektive die kulturelle Verknüpfung von Set und Setting waren dabei immer von zentraler Bedeutung. Set und Setting sind ja wesentliche Faktoren für die Qualität des Erlebens und Genießens der Drogenwirkung und somit entscheidend für das Gütesiegel »eher gut«.

Alkohol: Die einzelnen Mischkombinationen mit Alkohol hatten eine weit größere Verbreitung in der Gruppe der befragten Personen, die schon mindestens einmal eine illegalisierte Substanz eingenommen hatten, als die Kombinationen, die aus zwei illegalisierten Substanzen bestanden (42,1% versus 8,5%) und in den Gruppen, die jeweils schon beide Substanzen jeweils einzeln eingenommen hatten, lag das Verhältnis in einer ähnlichen Größenordnung (77,7% versus 19,4%). Die Wertung der Erfahrungen erscheint mit einem tieferen Wert als bei den Kombinationen, die aus zwei illegalisierten Substanzen bestanden (33,6 versus 40,6). Wegen unterschiedlicher Skalierung sind die beiden Werte jedoch nicht direkt miteinander vergleichbar.

Bei den Mischkombinationen mit Alkohol konnte bezüglich der Wertungen von Konsumerfahrungen von befragten Personen aus der Gruppe der Personen, die schon mindestens einmal eine illegalisierte Substanz eingenommen hatten, keine Korrelation zu den anderen erfaßten Daten festgestellt werden (r = 0,1), aus der Gruppe der Personen, die beide Substanzen jeweils einzeln genommen hatten, jedoch schon, wenn auch wesentlich schwächer ausgeprägt als bei den Kombinationen von zwei illegalisierten Substanzen (r = 0,39).
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11.   Fazit

Die bisher weit vebreitete Forderung einer Totalabstinenz zu Mischkonsum sollte zugusten eines akzeptierenden Ansatzes mit Elementen der Aufklärung korrigiert werden. Das Abstinenzgebot hält kaum potentielle Konsumenten von iher Absicht ab mit verschiedenen psychotropen Substanzen eigene Erfahrungen zu machen, und den Menschen, die bereits Drogenmischkonsum betreiben, hilft es auch nicht weiter. Aufgrund der Tatsache, daß eine erhebliche Zahl der Drogenkonsumenten Mischkonsum betreibt, sollten die vorhandenen Broschüren und andere Informationsmaterialien zu Wirkungen und Nebenwirkungen von gängigen Partydrogen ergänzt werden durch informative Broschüren und Angebote im Internet zu den real existierende Konsumpraktiken, die durch verschiedenste Formen des Mischkonsums geprägt sind.

Die Korrelation von subjektiven Erfahrungswerten zu den Gegebenheiten beim Drogenmischkonsum zeigt zwar Defizite im Informationsfluß auf, doch die hier beschriebenen Befunde beweisen auch, daß in einigen Bereichen Erfahrungswerte ihren Widerhall in den Konsumpraktiken finden. Diese Befunde sollten eigentlich Anlaß sein, die gegebenen Strukturen zur Weitergabe von Informationen über Drogen innerhalb der verschiedenen Szenen, in denen Drogen konsumiert werden, zu fördern, und wo nötig, durch neue innovative Akzente zu ergänzen, damit Konsumerfahrungen mit bestimmten Drogen respektive Kombinationen verschiedener Substanzen in einer Gesamtpopulation weitergegeben werden können. Je mehr diese Informationen in einem kulturellen Kontext eingebettet sind, desto eher stoßen sie bei den Adressaten auf Akzeptanz, da der Drogenkonsum sehr oft in einem spezifischen kulturellen Kontext stattfindet, und desto eher sind die Informationen geeignet, Drogenkompetenz und Drogenmündigkeit zu fördern.
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Berlin, den 31. August 2006

Redaktion Webteam Eve & Rave e.V. Berlin

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