In Memoriam Albert Hofmann

Ein Nachruf auf den Entdecker des LSD Albert Hofmann


Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin
Pressemitteilung vom 3. Mai 2008 zum Tod von Albert Hofmann


Albert Hofmann, der Entdecker des LSD, ist am 29. April 2008 im Alter von 102 Jahren in seinem Haus auf der Rittimatte in der Gemeinde Burg bei Basel an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Albert Hofmann, der Schamane des LSD, verteidigte bis zuletzt die bewußtseinserweiternde Wirkung des von ihm 1943 entdeckten LSD, das später zur Kultdroge von sinnsuchenden Hippies und Künstler wurde. LSD und verwandte Substanzen seien keine Drogen im üblichen Sinn, sie machten nicht süchtig und gehörten zu »den sakralen Substanzen, die seit Jahrtausenden im rituellen Rahmen verwendet werden«, erklärte Hofmann unbeirrt sein Leben lang.

Unter dem Eindruck des bewußtseinserweiternden Potentials des LSD wandelte sich der Wissenschaftler zunehmend zum Naturphilosophen, Mystiker und kulturkritischen Visionär. Bis zuletzt war Albert Hofmann aktiv und korrespondierte mit Fachleuten aus aller Welt, gab Interviews und nahm regen Anteil am Weltgeschehen. Nur eine Woche vor seinem Tod gab er dem BILD-Redakteur Tim Thorer in seinem Haus in Burg im Schweizer Leimental, in 629 Metern Höhe am Fuß des Jura-Gebirges, sein letztes Interview. Dabei stellte Hofmann mit Freude fest, daß mittlerweile LSD kein Sorgenkind mehr sei und er stolz auf diese Wunderdroge sei, die die Türen der Wahrnehmung öffne. LSD habe vielen Menschen Glück gebracht. Und in der Schweiz werde es jetzt wieder offiziell in der Medizin bei Schwerstkranken als Sterbehilfe eingesetzt. Es freute ihn, noch erleben zu dürfen, daß LSD als Medikament wieder anerkannt wurde.


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Albert Hofmann wurde am 11. Januar 1906 in der kleinen Industriestadt Baden als ältestes von vier Kindern geboren. Sein Vater war Werkzeugmacher in einer Fabrik. Als der Vater schwer erkrankte, mußte Albert Hofmann, als Erstgeborener der Geschwister, für den Unterhalt der Familie sorgen. Deshalb absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Nebenher lernte er Latein und andere Sprachen, da er die Matura (Abitur) machen wollte, was ihm an einer Privatschule auch gelang.

Mit zwanzig begann Albert Hofmann an der Universität Zürich ein Chemiestudium. Vier Jahre später promovierte er dort mit Auszeichnung. Anschließend wurde er in den pharmazeutisch-chemischen Forschungslaboratorien der Firma Sandoz in Basel tätig, der er mehr als vier Jahrzehnte ununterbrochen die Treue hielt. Bei Sandoz befaßte er sich vor allem mit Arzneimittelpflanzen und Pilzen. Besonders interessierten ihn die Alkaloide des Getreidepilzes Mutterkorn. 1938 isolierte er den Grundbaustein aller therapeutisch bedeutsamen Mutterkornalkaloide, die Lysergsäure. Diese versetzte er mit einer Reihe von Chemikalien. Die so gewonnenen Lysergsäurederivate (unter anderem das LSD-25) testete er dann auf kreislauf- und atmungsanregende Wirkungen. Weil die beobachteten Effekte hinter den Erwartungen zurückbleiben, verloren die Pharmakologen von Sandoz jedoch rasch das Interesse an den Lysergsäurederivaten.

Einer merkwürdigen Ahnung folgend, wandte sich Albert Hofmann fünf Jahre später dem LSD-25 erneut zu. Am 16. April 1943, während des Synthetisierens, überkam ihn plötzlich sonderbare Empfindungen – eine merkwürdige Unruhe, verbunden mit einem leichten Schwindelgefühl –, die ihn veranlaßten, die Laborarbeit zu unterbrechen. Zu Hause legte er sich nieder und versank in einen nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch äußerst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen – das Tageslicht empfand er als unangenehm grell – drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf ihn ein. Nach etwa zwei Stunden verflüchtigte sich dieser Zustand wieder.

Drei Tage später, am 19. April 1943, begab sich Hofmann auf den ersten freiwilligen LSD-Trip der Menschheitsgeschichte. Weil er die enorme Wirksamkeit der Droge noch nicht einschätzen konnte, nahm er gemäß Laboraufzeichnungen um 16:20 Uhr mit 250 Mikrogramm eine unerwartet hohe Dosis ein – und lernte in der Folge die halluzinogene Macht der Substanz intensiv kennen.

Zur Forschung, die nun weltweit einsetzte, trug Albert Hofmann mit eigenen Studien wesentlich bei. So gelang es ihm 1958, aus den mexikanischen Zauberpilzen (Psilocybe mexicana) die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin zu isolieren. In Ololiuqui, den Samen einer Trichterwinde, fand er Inhaltsstoffe, die dem LSD verwandt sind. Er isolierte und synthetisierte die Wirkstoffe bedeutender Arzneipflanzen, um deren Wirkung zu untersuchen. Seine Grundlagenforschung bescherte Sandoz mehrere erfolgreiche Arzneimittel, u.a. das Geriatrikum Hydergin, das Kreislaufmittel Hydergot und das in der Gynäkologie eingesetzte Methergin.

Im Herbst 1962 reiste Albert Hofmann mit seiner Frau Anita nach Mexiko, um an einer Expedition ins Mazatekenland, die der Pilzforscher Gordon Wasson vorbereitet hatte, teilzunehmen. Dort traf er die Schamanin Maria Sabina, die Botin der heilgen Pilze. Diese weihte die angereisten Europäer in die psychedelische Pilzzeremonie ein. Dabei kamen jedoch keine echten Pilze, sondern von Hofmann synthetisch hergestelltes Psilocybin zum Einsatz. Als die Zeremonie zu Ende war, bestätigten die einheimischen Teilnehmer, daß das synthetische Psilocybin die gleiche Kraft habe wie die Pilze, es sei kein Unterschied zu bemerken. Das war eine Bestätigung von kompetentester Seite, daß das synthetische Psilocybin mit dem natürlich im Pilz vorkommenden Wirkstoff in jeder Beziehung identisch ist.

Im Jahr 1964 veröffentlichte Albert Hofmann das Buch »Die Mutterkornalkaloide«. Darin wird die Mykologie, die Geschichte, die Chemie und die Pharmakologie des Mutterkorns beschrieben – bis hin zur Synthese von LSD. Es ist das eigentliche Grundlagenwerk der LSD-Entdeckung.

Bis zu seiner Pensionierung 1971 blieb Hofmann bei Sandoz tätig, zuletzt als Leiter der Forschungsabteilung für Naturheilmittel. Danach widmete er sich verstärkt dem Schreiben und Vortragen. Für seine wissenschaftlichen Pionierarbeiten fand er zunehmend Anerkennung. Als LSD noch als Wunderdroge galt und nicht verboten war, bekam er sogar Besuch vom Nobelpreiskomitee. Da LSD jedoch in Verruf kam, bekam er in der Folge nur die Ehrendoktorwürde der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, der Universität Stockholm und der Freien Universität Berlin verleihen.

Am 3. September 1971 trafen sich Albert Hofmann und Timothy Leary im Bahnhofsbuffet in Lausanne. Die Begrüßung bei diesem ersten Treffen soll, laut Hofmann, »im Zeichen schicksalhafter Verbundenheit« erfolgt sein. Viel dürfte den im Aargau aufgewachsenen Chemiker mit dem Drogenapostel aus Massachusetts allerdings nicht verbunden haben. Hofmann bereitete sich nach 42 Arbeitsjahren bei der Sandoz AG auf seinen Ruhestand vor, während Leary aus einem kalifornischen Gefängnis geflohen war, in dem er eine zehnjährige Haftstrafe wegen Marihuanabesitzes hätte verbüssen sollen.

Albert Hofmann, mittlerweile Rentner, zog 1979 in seinem Buch »LSD – mein Sorgenkind« Bilanz. Von den Exzessen der sechziger Jahre war er ebenso enttäuscht wie vom Verbot des LSD. In dem Buch beschrieb Hofmann sehr detailiert diverse psychedelische Reisen mit LSD und Psilocybin, die er u.a. mit Ernst Jünger und Rudolf Gelpke machte.

1985 wurde das »Europäische Collegium für Bewußtseinsstudien« (ECBS) auf Initiative von Hanscarl Leuner als ein multidisziplinäres Forum von Natur- und Geisteswissenschaftlern gegründet. Grundlage hierzu war die Erkenntnis, daß Themen der Bewußtseinsforschung zunehmend in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses rückten und dabei Grenzbereiche und außergewöhnliche Bewußtseinszustände von besonderer Bedeutung seien und Grenzerfahrungen, die über das Alltagsbewußtsein hinausführen, seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle im individuellen wie auch im kollektiven Leben aller Kulturen spielten. An den Kongressen des ECBS war Hofmann ein häufiger und gern gesehener Referent, ja Hofmann war eine tragende Säule des ECBS.

Albert Hofmann war bis ins hohe Alter nicht nur als Referent zu hören und zu sehen, sondern liebte es auch, Parties zu besuchen. Anläßlich der »Psychoactivity«, einer multidisziplinären Konferenz mit den Themenschwerpunkten Pflanzen, Schamanismus und Bewußtseinszustände, die im Jahre 1998 im Tropenmuseum in Amsterdam stattfand, war Albert Hofmann als Referent zu hören. Zum Erstaunen vieler Kongreßteilnehmer war er dann auf der angesagten Kongreßparty »Time Machine Party« im Melkweg (Milky Way) bis in die frühen Morgenstunden auf der Tanzfläche zu sehen. Als 92jähriger war er vermutlich der älteste Besucher einer Technoparty im Melkweg. Und im Jahr 2002 besuchte Albert Hofmann als 96jähriger im Kanton Basel-Land noch ein Open Air Festival (Psytrance Party), wo er mit dem DJ Goa Gil und seiner Freundin Ariana über Musik und Partykultur plauderte.
 
Vergl. hierzu: Albert Hofmann, 11. Januar 1906 – 29. April 2008, Ein Nachruf von Lucius Werthmüller und Dieter A. Hagenbach
http://www.gaiamedia.org/content/deutsch/templates_06_medien/artikel_hofmann.html
Tim Thorer und P. Mohabat-Rahim: Albert Hofmann († 102), der Entdecker von LSD gestorben. 7 Tage vor seinem Tod gab er BILD das letzte Interview
http://www.bild.de/BILD/news/vermischtes/2008/05/02/lsd-entdecker/gestorben,geo=4425612.html
Siehe hierzu: Pressemitteilung vom 27. Februar 2006 zum LSD-Symposium in Basel
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse06-02-27.html

Exzessiv - 46 - Albert Hofmann und das LSD
http://youtube.com/watch?v=DfkKN7711xQ&feature=related



90. Geburtstag

Obwohl Albert Hofmann erst am 11. Januar 1996 Geburtstag hatte, wurde bereits am 6. Januar gefeiert, da dieser Tag ein Feiertag ist. Eingeladen zur Geburtstagsparty hatte der Nachtschatten Verlag. Etwa fünfzig Personen, vor allem frühere Berufskollegen von Albert Hofmann, Mitglieder des Europäischen Collegiums für Bewußtseinsstudien (ECBS) und persönliche Freunde der Familie Hofmann folgten der Einladung in das Kultur- und Gasthaus Teufelhof am Leonardsgraben 47 in Basel. Die Herausgeber des Albert Hofmannn gewidmeten Buches »Maria Sabina – Botin der heiligen Pilze«, Roger Liggenstorfer und Christian Rätsch, saßen zur Rechten und zur Linken von Albert Hofmann und seiner Frau Anita und leiteten in wunderbar herzlicher Weise die Zeremonie des Festaktes. In seiner Laudatio verglich Christian Rätsch die Entdeckung des LSD mit der Entdeckung des Steines der Weisen – doch die magische Wirkung der Pilze war das eigentliche Thema an diesem Abend. Albert Hofman entdeckte schließlich nicht nur das LSD, sondern er entdeckte 1957 auch die Wirksubstanz Psilocybin der Zauberpilze. Nach der Isolierung der Substanz gelang ihm bald die Strukturaufklärung und die Synthese wie auch die Synthese modifizierter Verbindungen. Und Albert liebte die Pilze mehr als das LSD. So waren die Pilze das dominierende Thema an diesem Festakt in trauten Kreise erfahrener Wissenschaftler und sachkundiger Buchautoren.


An dieser Geburtstagsfeier handelten auch Roger Liggenstorfer (Verleger in Solothurn und späterer Präsident von Eve & Rave Schweiz) und Hans Cousto (Eve & Rave Berlin) mit Rudolf Brenneisen vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bern die Vorgehensweise für ein Drug-Checking-Programm in der Schweiz aus, das dann in der Folge von Eve & Rave Schweiz durchgeführt wurde. Es sei hier angemerkt, daß zu jenem Zeitpunkt der Verein Eve & Rave Schweiz noch gar nicht existierte, er wurde erst ein paar Wochen später am 16. Februar 1996 in Solothurn gegründet. Albert Hofmann zeigte großes Interesse an diesem Projekt und meinte, daß nur eine präzise, sachliche und offene Informationspolitik junge Drogenkonsumenten vor Schaden bewahren könnte. Dazu gehöre eben auch die Vermittlung der Information, welche Menge einer bestimmten Substanz in einer Pille oder in einem Pulver enthalten ist, um Überdosierungen zu vermeiden.
 
Vergl. hierzu: Pressemitteilung vom 24. November 2004: Zwanzig Jahre Nachtschatten Verlag
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse04-11-24.html



100. Geburtstag

Am 11. Januar 2006 wurde der Chemiker, Forscher, Naturmystiker und Philosoph Albert Hofmann 100 Jahre alt. Er entdeckte im April 1943 die psychotrope Wirkung von LSD, der stärksten bewußtseinsverändernden Substanz, die bis heute bekannt ist. Diese Substanz beschäftigte und beeinflußte gleichermaßen die Wissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert vermutlich mehr als jede andere Substanz. Der Jubilar, der bis zu seiner Pensionierung 1971 bei der Firma Sandoz in Basel arbeitete, wurde in Basel mit einem Festakt und einem Symposium geehrt. Zu den ersten Gratulanten gehörte der schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger, der Hofmann in einer schriftlichen Grußbotschaft als großen Erforscher des menschlichen Bewußtseins würdigte. Hofmann habe in seinen Schriften immer wieder die Fragen nach Wahrnehmung und Realität thematisiert. Zu Recht habe er dafür plädiert, das subjektive Erleben in die Wissenschaft miteinzubeziehen, denn es gebe nicht nur eine einzige Realität und eine einzige Sicht der Dinge. In dankenswerter Weise habe der Jubilar einen Beitrag geleistet, daß künstlerische, philosophische und religiöse Fragen in der Wissenschfts - Diskussion lebendig geblieben seien.

Auf dem Symposium zum 100. Geburtstag von Albert Hofmann, bei dem der Entdecker der Substanz mehrfach auf dem Podium bereitwillig und mit viel Humor Fragen beantwortete, suchte man den zukünftigen Platz von LSD in der Gesellschaft. Etwa 80 Referenten aus aller Welt diskutierten in Basel mit einem gutend Dutzend ausstellenden Malern und auftretenden Musikern, 200 Journalisten und etwa 2.000 Besuchern drei Tage im Kongreßzentrum der Messe Basel die zentrale Frage: Welchen Platz kann und soll LSD in einer Gesellschaft einnehmen?

Der Titel der Veranstaltung »Sorgenkind und Wunderdroge« konnte kaum besser gewählt sein. Noch heute, etwa sechs Jahrzehnte nach der Synthese durch den Chemiker Albert Hofmann im Jahre 1938, steht die Substanz in einem zutieft ambivalenten Ruf. In allen Ländern der Erde ist sie verboten, auf der anderen Seite gibt es genauso lange währende Bemühungen, das potente Psychedelikum als Medikament oder sakralen Bewußtseinsfahrstuhl einsetzen zu dürfen.

Am LSD-Symposium beleuchteten namhafte Experten aus der ganzen Welt das LSD-Phänomen aus allen Blickwinkeln im Bemühen, Fakten gegen Vorurteile zu setzen. Zum Symposium reiste die Elite der internationalen Bewußtseinsforschung an: aus den USA unter anderen Prof. Charles Grob, Dr. Alexander Shulgin, Dr. Ralph Metzner, aus Europa Dr. Günter Amendt, Dr. Christian Rätsch und Dr. Franz Xaver Vollenweider. Auch prominente Künstler und Zeitzeugen wie Alex Grey und Barry Miles kamen nach Basel, um über ihre persönlichen Erfahrungen mit LSD und dessen Einfluß auf Kunst und Kultur zu berichten. Die Resonanz in den Medien war beachtlich. Viele Zeitungen publizierten gleich mehrere Artikel zum Symposium. Im Radio und im Fernsehen wurden ausführliche Sundungen zum Thema ausgestrahlt. Die aussagekräftigsten Zitate aus den Printmedien sind in der Pressemitteilung vom 27. Februar 2006 (zum Teil mit Kommentaren) zusammengestellt.
 
Siehe hierzu: Pressemitteilung vom 27. Februar 2006 zum LSD-Symposium in Basel
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse06-02-27.html



Forscher und Mystiker

Albert Hofmann war nicht nur Chemiker und Forscher, sondern auch Naturmystiker und Philosoph. Für ihn waren Wissenschaft und Mystik keine Gegensätze, sondern bedingten einander. Es ging ihm hierbei immer um Ergänzung und Synthese, nicht um Ausschluß. Dies betonte er in seiner »Volkspredigt« im Jahr 1990 in der Leonardskirche in Basel zum Thema »Naturwissenschaft und mystische Welterfahrung« mit den Worten: »Was ist wahr, das Bild der Wirklichkeit, das uns die Naturwissenschaften erschließen, oder jenes, das der Mystiker in seiner Schau erlebt? So kann man nur fragen, wenn man meint – und das ist wohl die allgemein vorherrschende Meinung – Naturwissenschaft und mystische Welterfahrung würden sich erkenntnismäßig ausschließen. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil, Naturwissenschaft und mystische Welterfahrung ergänzen sich. Das aufzuzeigen, ist der Sinn meiner Ausführungen.«

In der Folge prangerte er die Entwicklung unserer Zivilisation an: »Fast noch schlimmer als der praktische Mißbrauch von Erkenntnissen der Naturwissenschaften, der zur Technisierung, Industrialisierung und Zerstörung weiter Lebensbereiche geführt hat, ist der geistige Schaden solcher nihilistischen Theorien. Sie entziehen dem Leben die geistigen und religiösen Grundlagen und lassen den Menschen in der Einsamkeit und Ungeborgenheit einer total technischen Welt zurück.«

Ältere Herren tendieren angesichts solcher Erkenntnisse (zu) oft zu negativen Schlüssen. Nicht so Albert Hofmann. Er schwärmte von der Botschaft der Schöpfung, von der »Botschaft aus erster Hand. Es ist die Botschaft der Unendlichkeit des Sternenhimmels und der Schönheit unserer Erde, mit all ihren wunderschönen Geschöpfen. Die Naturwissenschaft entziffert immer neue Texte aus dieser Botschaft, und der religiöse Mensch erfährt in der Meditation, in der mystischen Schau ihre Ganzheit und damit das Wunder unserer Existenz. Das könnte die Grundlage einer neuen, erdumfassenden Spiritualität werden.« Er schloß seine Abhandlung mit einem Zitat von Rabindranath Tagore: »Durch den Fortschritt der Naturwissenschaft wird die Ganzheit der Welt und unser Einssein mit ihr unserem Geist immer klarer. Wenn diese Erkenntnis von der vollkommenen Einheit nicht nur eine intellektuelle Erkenntnis ist, wenn sie unser ganzes Sein erschließt für ein helles Allbewußtsein, dann wird sie zu strahlender Freude, zu einer allumfassenden Liebe.«
 
Albert Hofmann: Naturwissenschaft und mystische Welterfahrung – Eine Volkspredigt
Aus der Reihe »Der grüne Zweig« von Werner Pieper. Heft Nr. 150 mit 28 Seiten
http://www.gruenekraft.com/eudocimus.php?path=root/catalog/gz&show=&h=46



Albert Hofmann sagte, Naturwissenschaft sei die absolute, die endgültige Wahrheit. Bis zum Geheimnisvollen – und weiter komme man nicht. Und das müsse mann einfach akzeptieren: »Einstein sagte: Das Schönste und das Tiefste, was ein Mensch im Leben erfahren kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Genauso ist es. Auch wenn wir wahnsinnig viel wissen und sehr tief gehen – am Schluß stoßen wir immer auf das Geheimnisvolle: Auf das Schönste und Tiefste, wie Einstein sagt. Zuerst spricht er von der Schönheit, dann erst von der Tiefe! So ist es auch für mich. Weiter kommt man nicht. (...) Ich glaube an die geheimnisvolle schöpferische Kraft, die hinter unserem Dasein und dem Universum steht. Der Begriff Gott ist mir zu persönlich. Ich sage lieber: Gott spricht durch seine Schöpfung. Da kommt wieder die Schönheit, die Perfektion der Schönheit. Wenn wir als Naturwissenschaftler sehen, was hinter dem Wunder der Schöpfung steht, nun, da müßte jeder Naturwissenschaftler zum Mystiker werden.

Man meint ja immer, die Naturwissenschaft sei etwas, das entzaubert. Wenn man aber tiefer geht, wird es immer wunderbarer. Wenn ich sehe und weiß, wie alles aufgebaut ist, wie unsere Wahrnehmung funktioniert, wie unser Bewußtsein zustande kommt, dann ist das alles so wunderbar planmäßig und raffiniert aufgebaut, daß man nur noch staunen kann. Das sind nicht einfach Worte. Das sind Fakten!«
 
Suter, Ruedi: Der Schamane des LSD feiert Geburtstag 100
Interview mit Albert Hofmann, in: OnlineReports vom 11. Januar 2006
http://www.onlinereports.ch/2006/HofmannAlbert100.htm



Für Freiheit – gegen Repression

Auf dem 2. Internationalen Kongreß des Europäischen Collegium für Bewußtseins-Studien (ECBS), »Welten des Bewußtseins«, im Februar 1996 in Heidelberg, war Albert Hofmann so etwas wie ein Star des Kongresses in der ausverkauften Heidelberger Stadthalle. Dies war jener Kongreß, wo der Psychologe Rolf Verres, Ordinarius am Universitätsklinikum in Heidelberg, Albert Hofmann auf dem Podium so lange mit schmeichelhaften Lobhudeleien überschüttete, bis Hofmann ihn brüsk mit den Worten »Ich bin kein Guru, ich bin Chemiker.« unterbrach. Doch Hofmann war nicht nur Chemiker, sondern auch ein Verefechter der Freiheit, wie kurz nach dem Fachkongreß unter Beweis stellte.

Als Ergänzung zum Fachkongreß »Welten des Bewußtseins« veranstaltete Werner Pieper zusammen mit John Beresford die »1. Internationale Konferenz über die Opfer im Krieg den Drogen«. John Beresford war seinerzeit die erste Privatperson in Amerika, die ein Fläschchen reines LSD von der Firma Sandoz erstand. Einfach so. Am Inhalt dieses Fläschchens partizipierten viele, u.a. Allen Ginsberg, Donovan ... und Tim Leary. John Beresford ging als der Mensch in die Geschichte der Psychedelik ein, der als erster auf die Idee kam, LSD dosiert auf Zuckerstückchen zu tropfen. Er formulierte den Begriff »Dropping Acid«. Seit seiner Pensionierung widmete John Beresford seine Zeit vorwiegend wegen LSD und ähnlichen psychoaktiven Substanzen inhaftierten Menschen. Die Urteile, die in den USA verhängt werden, sind wahre Kriegsurteile. Wer sich weigert, gegen Angehörige auszusagen, kann mit Strafen von mehreren Dutzend Jahren rechnen – auch wenn die Strafe des eigentlichen Täters ungleich geringer ausfällt. Groß war die Freude und die Achtung, als, nach der anstrengenden viertägigen ECBS-Tagung, Albert Hofmann die Mühe auf sich nahm, auch bei der »Knast-Konferenz« zu erscheinen, zu der auch Ralph Metzner, Christian Rätsch und viele andere aus 14 Nationen gekommen waren. Ein Ergebnis dieser Versammlung war die einstimmige Verabschiedung der »Heidelberger Deklaration«, die inzwischen in mehreren Sprachen im Internet und Zeitschriften dokumentiert und verbreitet wurde. Albert Hofmann gehörte zu den ersten Unterzeichnern der Deklaration und war der erste, der die ganze Aktion auch finanziell unterstützte. Ein halbes Jahr später, im Oktober 1996, wurde Albert Hofmann in San Francisco der Award des Committee on Unjust Sentencing verliehen. Begründung: »Albert Hofmann, Scientist, humanitarian, Father of LSD, for his outspoken support of LSD Prisoners in the United States.«
 
Quelle: Werner Pieper: Ein Nachwort des Verlegers zur Geschichte des Buches »Das Tor zu Inneren Räumen« (Hrsg.: Christian Rätsch), zu Albert Hofmann in Highdelberg und zum Buch »Lob des Schauens« von Albert Hofmann
http://www.gruenekraft.com/permalink:rk10.html


Heidelberger Deklaration

Wir, die Anwesenden der 1. Internationalen Konferenz über die Opfer im »Krieg den Drogen« (25.02.1996) und andere an der Thematik Interessierte erklären hiermit unter dem Motto

Kein Knast für Drogen
  • Religiöse, rituelle, hedonistische und medizinische Nutzung natürlicher Drogen, z.B. Cannabis, Zauberpilze, begleiten die Menschheit von Urbeginn an.

  • Der Gebrauch dieser und der ihnen entsprechenden synthetischen Substanzen, z.B. LSD, MDMA, gehören nicht pauschal illegalisiert. Von dieser Regel mag es vernünftige Ausnahmen geben. Gefängnis kann dabei aber nie eine wirkliche Hilfe sein.
  • Die repressive Politik der vergangenen Jahre und die von ihr erzeugten Marktmechanismen bewirken mehr individuelle und gesellschaftliche Schäden, als dies Drogen je könnten.

Wir verurteilen
  • die oft brutalen Methoden, mit denen Menschen wegen Gebrauchs und Handels von Drogen in Malaysia, Saudi Arabien, den USA und anderen Ländern kriminalisiert, inhaftiert und in einigen Gebieten sogar zum Tode verurteilt werden.

  • Dies sind irrationale Akte sozialer Kontrolle ohne generalpräventive Wirkung, die  Menschenrechte verletzen. Drogenprobleme lassen sich nicht strafrechtlich, sondern nur präventiv therapeutisch lösen. Es ist also eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gleiches gilt für den Gebrauch suchtbildender und toxischer Drogen wie Heroin, Kokain, Amphetamine etc.
Wir propagieren nicht
  • den zügellosen Gebrauch von Drogen, weder der psychedelischen, noch der legalen oder illegalen Suchtdrogen. Wir wollen dazu beitragen, daß diese Mittel vernünftig, gesundheits- und verantwortungsbewußt genutzt werden. Die Kriminalisierung bewirkt in der Regel das Gegenteil.
Wir bemühen uns
  • um Aufklärung in der Öffentlichkeit, insbesondere von Jugendlichen. Wir wollen realistische und glaubwürdige, weil auf eigenen Erfahrungen und nicht auf veralteten Theorien & staatlicher Propaganda basierende Informationen über Drogengebrauch, Wirkungen und Risiken verfügbar machen. Keiner politischen Macht steht das moralische Recht zu, den Gebrauch psychoaktiver Substanzen pauschal zu verbieten.
Wir befürworten
  • für jeden erwachsenen und kompetenten Menschen die freie Wahl der psychoaktiven Substanzen zur Erforschung eigener, nicht-alltäglicher Bewußtseinszustände. Dafür muß die Voraussetzung geschaffen werden, daß umfassende fachkundige Orientierungshilfen statt pauschaler Verteufelung angeboten werden.
Wir fordern
  • die umgehende Amnestie von Opfern des Drogenkrieges, nationale und internationale Abkommen, die einer Entkriminalisierung entgegenstehen, zu überdenken und neu zu formulieren, das Ende des Drogenkrieges.
Wir hoffen auf Frieden.

Quelle: http://archiv.hanflobby.de/recht/heidelberger-deklaration.html
 

Auf dem Kongreß »Welten des Bewußtseins« im Februar 1996 in Heidelberg hatte die Crew von Eve & Rave Schweiz ihren ersten Einsatz vor Ort. Dort wurde der neugegründete Verein an einem gemeinsam mit dem Nachtschatten Verlag konzipierten und betreuten Stand dem Fachpublikum vorgestellt. Albert Hofmann weilte mehrere Male für längere Zeit an diesem Stand und sprach dort mit Forschern und Autoren wie Alexander Shulgin (Phenethylamines I Have Known an Loved, PIHKAL; Tryptamines I Have Known an Loved, TIHKAL), Ralph Metzner (Psychedelische Erfahrungen, Das Mystische Grün, Hineingehen – Wegmarken für die Transformation) und Nicholas Saunders (Ecstasy und die Tanz-Kultur) sowie mit den Mitarbeitern am Stand. In den Gesprächen ging es nicht nur um Pharmakologie, Bewußtsein und Kultur, sondern auch um Politik. Insbesondere bedauerte Albert Hofmann, daß selbst die Forschung von der Verbotspolitik betroffen sei. Albert Hofmann war sich mit Shulgin, Metzner und Saunders einig, daß die gegenwärtige Prohibitionspolitik – insbesondere bezüglich Psychedelika – den Menschen mehr Schaden zufüge als nütze und daß zum Wohle der Menschen eine Neuorientierung in der Drogenpolitik vonnöten sei.

Am »Welt Psychedelik Forum«, das vom 21. bis 24. März 2008 im Kongreßzentrum der Messe Basel stattfand und von rund 2.000 Besuchern aus mehr als 30 Ländern besucht wurde, wurde eine Resolution betreffend die Entkriminalisierung und Legalisierung von psychedelischen Substanzen verfaßt und vor Ort von Referenten und Teilnehmern unterzeichnet. Die Resolution wurde auch von Albert Hofmann unterzeichnet. Damit bekräftigte Albert Hofmann seine Einstellung zur Drogenpolitik, wie er sie schon zwölf Jahre zuvor mit der Unterzeichnung der »Heidelberger Deklaration« kundgetan hatte. Er war ein überzeugter Gegner der repressiven Drogenpolitik und plädierte stets für einen anderen (liberaleren) gesellschaftlichen Umgang mit psychotropen Substanzen.

RESOLUTION

Die unterzeichneten Referenten und Gäste des Welt Psychedelik Forum vom 24. März 2008 fordern mit Nachdruck die politischen und rechtsetzenden Instanzen auf, den Umgang mit bewußtseinserweiternden Substanzen (sog. Halluzinogene) den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem gesellschaftlichen Wandel anzupassen. Sie stellen fest, daß die heutige Regelung der Kriminalisierung und des Totalverbots (CH-BetmG Art 1 Abs 3 lit a und Art 8 Abs 1 lit c)
  • die wissenschaftliche Erforschung im Bereich halluzinogener Stoffe erheblich erschwert

  • den Einsatz dieser Substanzen in der therapeutischen Arbeit weitgehend in die Illegalität verbannt

  • eine risikovermindernde Qualitätskontrolle der auf dem Markt angebotenen Stoffe verunmöglicht

  • den risikoarmen verantwortungsvollen Konsum kriminalisiert und in den Untergrund drängt.
Die Unterzeichner stellen demgegenüber fest,
  • daß die gesetzliche Gleichstellung von halluzinogenen Substanzen (wie LSD, Mescalin, Psilocybin) mit Heroin und Kokain weder dem Gefährdungspotential noch der gesellschaftlichen Bedeutung entsprechen

  • daß eine abhängigkeits-erzeugende Wirkung halluzinogener Substanzen nicht nachgewiesen ist

  • daß die meisten der heute illegal Konsumierenden einen verantwortungsvollen und risikoarmen Umgang pflegen

  • daß der Konsum durch Verbot und Bestrafung ohnehin nicht unterbunden werden kann

  • daß Konsum und Handel halluzinogener Stoffe weder die Volksgesundheit gefährden noch ein gesellschaftliches Problem darstellen

  • daß schließlich das verfassungsmäßig garantierte Recht der persönlichen Freiheit dem mündigen Bürger den Entscheid überläßt, wie gefährlich oder ’unvernünftig’ er leben will

  • daß somit die Bestrafung einer allfälligen Selbstgefährdung des Konsumenten nicht nur Ausdruck eines überholten Paternalismus, sondern auch schlicht verfassungswidrig ist (CH-BV Art 10 Abs 2 ).
Die unterzeichneten Fachleute und Tagungsteilnehmer laden die politischen Entscheidungsträger ein, im Sinne des Fachberichts »psychoaktiv.ch« der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen (2005), die folgenden Perspektiven ins Recht zu überführen:
  • Das heutige Staatsverständnis geht von der Eigenverantwortung des mündigen Bürgers aus. Der Staat soll nur dort intervenieren, wo dies zwingend notwendig ist. Ein freiheitlicher Staat kann durchaus mit dem Freiraum des risikoarmen Konsums halluzinogener Substanzen leben.

  • Ein Regelungsbedarf besteht allenfalls dort, wo der Konsum einer Substanz zu Problemen führt, die über das konsumierende Individuum hinausgehen. Aus dem Umgang mit Halluzinationen sind solche Probleme nicht bekannt.

  • Das Wissen über die Wirkung psychoaktiver Substanzen, über Entstehung von Abhängigkeit und Risikopotential, ist wesentliche Voraussetzung staatlicher und individueller Gesundheitsvorsorge. Dieses Wissen ist durch entsprechende Forschung zu ermöglichen und für alle zugänglich zu machen.

  • Repression als das wesentliche heutige staatliche Steuerungsmittel ist wenig effizient und im Hinblick auf den Gesundheitsschutz gar kontraproduktiv. Der Umgang mit halluzinogenen Substanzen ist deshalb in einem regulierten Markt allenfalls einer administrativen Reglementierung zu unterwerfen. Eine weitergehende staatliche Kontrolle ist angesichts des geringen Gefährdungspotentials nicht gerechtfertigt.

  • Gemeinsam mit andern Ländern ist nach Möglichkeiten zu suchen, die notwendigen Anpassungen im internationalen Recht vorzunehmen.
Basel, 24. März 2008

Quelle: Resolution betreffend die Entkriminalisierung und Legalisierung von psychedelischen Substanzen
Text in Deutsch und Englisch, PDF-Datei: http://www.psychedelik.info/images/RESOLUTIONEN.pdf
Resolution (Text in Deutsch) mit Unterschriften, Bild-Datei: http://www.psychedelik.info/images/resolution-deutsch.jpg
Resolution (Text in Englisch) mit Unterschriften, Bild-Datei: http://www.psychedelik.info/images/resolution-englisch.jpg


Lob des Schauens

»Durch Schauen erweitert sich unser Bewußtsein vom Wunder der Schöpfung und unserer Geschöpflichkeit. Da die Evolution der Menschheit parallel geht mit der Erweiterung des Bewußtseins, kommt der Vervollkommenung des Sehens zum Schauen die allerhöchste Bedeutung zu.

Am sehen lassen sich bis zur Entwicklung zum Schauen verschiedene Stufen unterscheiden. Den Anfang bildet das bloße Wahrnehmen eines Objektes, ohne daß dieses unser Interesse weckt. Die zweite Stufe besteht darin, daß das Objekt unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. In der dritten Stufe wird das Objekt genauer betrachtet und untersucht. Hier beginnt das Denken und die wissenschaftliche Forschung.

Die höchste Stufe des Sehens, die Beziehung ganz allgemein zu einem Objekt und zur Außenwelt überhaupt, ist dann erreicht, wenn die Grenze zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Betrachter und Betrachtetem, zwischen mir und der Außenwelt, bewußtseinsmäßig aufgehoben ist, wenn ich mit der Welt und ihrem geistigen Urgrund eins geworden bin. Das ist der Zustand der Liebe. Die höchste Stufe des Sehens ist Liebe. Umgekehrt kann Liebe definiert werden als die höchste Stufe des Sehens.«
 
Albert Hofmann, in: Lob des Schauens, Privatdruck, Basel 1996
Nachgedruckt im Nachtschatten Verlag, Solothurn 2002
http://www.nachtschatten.ch/prod/buch_358.htm



Einssein mit der Natur

»Die Entfremdung von der Natur und der Verlust des Gefühls, ein Teil der lebenden Schöpfung zu sein, ist die größte Tragödie unseres materialistischen Zeitalters. Sie ist ursächlich verantwortlich für Umweltzerstörung und Klimawandel. Daher messe ich dem Bewußtseinswandel allerhöchste Bedeutung zu. Ich betrachte Psychedelika als Katalysatoren: Es sind Mittel, die unsere Wahrnehmung auf andere Inhalte unseres menschlichen Daseins lenken, so daß wir wieder unseres geistigen Hintergrundes gewahr werden. Psychedelische Erfahrungen in einem sicheren Rahmen können helfen, daß unser Bewußtsein wieder erfüllt wird von diesem Gefühl der Verbundenheit und des Einsseins mit der Natur.

LSD und verwandte Substanzen sind keine Drogen im üblichen Sinn, sondern gehören zu den sakralen Substanzen, die seit Jahrtausenden im rituellen Rahmen verwendet werden. Die klassischen Psychedelika wie LSD, Psilocybin und Meskalin zeichnen sich dadurch aus, daß sie kaum giftig sind und kein Suchtpotential aufweisen. Es ist mir ein großes Anliegen, die Psychedelika aus der Drogendiskussion herauslösen und aufzuzeigen, welches enorme Potential diesen Substanzen zur Selbsterkenntnis, als Hilfsmittel in der Therapie und für die Grundlagenforschung innewohnt. Es ist mein Wunsch, daß ein modernes Eleusis entstehen kann, in dem suchende Menschen in einem sicheren Rahmen transzendente Erfahrungen mit sakralen Substanzen machen können.«
 
Albert Hofman: Geleitwort zum Welt Psychedelik Forum im März 2008 in Basel
http://www.psychedelik.info/index_2_de.html


 

Berlin, den 3. Mai 2008
Redaktion Webteam Eve & Rave e.V. Berlin

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