Drogenpolitisches Memorandum
Die Drogenpolitik in Deutschland braucht eine neue Logik - Forderungen zu einem drogenpolitischen Neubeginn
Präambel
Trotz einer Reihe erfolgreicher präventiver und
therapeutischer Bemühungen, die den politisch Verantwortlichen
in den letzten Jahren von SozialarbeiterInnen, ÄrztInnen und nicht
zuletzt von der Drogenselbsthilfe abgerungen wurden, ist zugleich eine
Vielzahl von Chancen vertan worden, drogenpolitische Fehlentwicklungen
zu korrigieren, Innovationen zu fördern und neue praktische Ansätze
schnell und unbürokratisch umzusetzen. Als DrogengebraucherInnen,
Eltern und Angehörige von DrogenkonsumentInnen, als ÄrztInnen,
SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen, AIDS-Hilfe-BeraterInnen, WissenschaftlerInnen
und JuristInnen sind wir durch unsere Berufs- und Lebenspraxis täglich
mit den Widersprüchen und Haltlosigkeiten des gegenwärtigen
drogenpolitischen Vorgehens konfrontiert: Verursacht durch gesellschaftliche
Ächtung und Kriminalisierung finden sich derzeit besonders sozial
schwächere DrogenkonsumentInnen oft in Lebenssituationen wieder,
die von Ausgrenzung, Armut, Obdachlosigkeit, einem katastrophalen Gesundheitszustand
und hoher Sterblichkeit geprägt sind.
Wir fordern deshalb eine grundsätzliche Neuorientierung
in der bundesdeutschen Drogenpolitik mit dem erklärten Ziel, in
der Fach- wie der allgemeinen öffentlichen Diskussion das drogenpolitische
Verständnis von Prävention und helfender Intervention konsequent
weiterzuentwickeln. Prävention, Begleitung, Therapie und psychosoziale
Unterstützung müssen Vorrang vor repressiven und ordnungspolitischen
Maßnahmen haben.
Zum vielfältigen Regelungs- und Handlungsbedarf
haben wir Forderungen formuliert, deren jeweilige Umsetzung zur Meßlatte
politischer Glaubwürdigkeit von Legislative und Exekutive auf Bundes-
und Länderebene wird.
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