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26 Fragen und Antworten zu Ecstasy und Drug-Checking

Kleine Anfrage zu Ecstasy
eingebracht am 3. Dezember 1999 von Hubert Hüppe (CDU/CSU)


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  1. Vorbemerkung:

 

Anlage

Kleine Anfrage der Abgeordneten Hubert Hüppe u.a. und der Fraktion CDU/CSU betr.: "Gesundheitsschädigung durch Ecstasy (MDMA) und Konsequenzen für Drogenforschung und -prävention"

BT-Drs. 14/2392

 

 

Vorbemerkung:

Unter den Begriff "Ecstasy" fallen nicht nur illegale Zubereitungen, die den Wirkstoff MDMA enthalten, wie die Kleine Anfrage suggeriert. Vielmehr wird die Bezeichnung "Ecstasy" als Oberbegriff für Betäubungsmittel in Form von Tabletten oder Kapseln benutzt, die vorwiegend psychotrope Substanzen aus der Gruppe der Amphetaminderivate einzeln oder kombiniert enthalten. Die derzeit gängigen Ecstasytabletten enthalten MDMA, aber auch Amphetamin bzw. Methamphetamin, MDEA, MDA, MDE , MBDB und DOB. Diese Variabilität erschwert die betäubungsmittelrechtliche Zuordnung aufgefundener Substanzen wie auch die Aussagekraft von Untersuchungen zur Prävalenz (Umfang, Verbreitung) des Konsums von Ecstasy.

Die unter Ecstasy zusammengefaßten Substanzen haben antriebssteigernde und halluzinogene Effekte bei gleichzeitig positiv emotionaler Wirkung. MDMA erzeugt darüber hinaus ein Gefühl der großen Nähe zu anderen Menschen. Negative psychotrope Wirkungen können den akuten Rausch überdauern und werden vor allem in Form von depressiver Verstimmung und Angst erlebt.

Die Bundesregierung nimmt den Gebrauch von Ecstasy ernst und reagiert auf verschiedenen Ebenen vor allem durch folgende Maßnahmen:

Durch regelmäßige Erhebungen läßt sie die Prävalenz des Ecstasykonsums unter Jugendlichen und Erwachsenen erfassen.

Durch die Auswertung der polizeilichen Zahlen zu Sicherstellungen und Tatverdächtigen, aufgeschlüsselt nach Drogenarten, erstellt sie ein Bild über den längerfristigen Trend des Vorkommens von Ecstasy und der wechselnden chemischen Zusammensetzung dieser Substanzen.

Sie fördert wissenschaftliche Untersuchungen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Ecstasy auf den Organismus sowie Modellversuche zur Beratung Betroffener und ihrer Angehörigen.

Durch Rechtsverordnung unterstellt sie neue, bisher betäubungsmittelrechtlich nicht erfaßte Substanzen, die unter dem Oberbegriff Ecstasy bekannt werden, unter die Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes, so daß jeder Umgang mit ihnen strafbewehrt ist.

Besonderes Augenmerk richtet die Bundesregierung auf die Prävention. So warnen die Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) deutlich vor den Gefahren des Ecstasykonsums und tragen so dazu bei, gesundheitliche Schäden zu vermeiden, ohne allerdings einer Dämonisierung Vorschub zu leisten und damit u.U. erst das Interesse der Jugendlichen, Ecstasy zu probieren, zu wecken. Von zentraler Bedeutung, um den Zugang zu den Adressaten zu erreichen, ist es, ihre Lebensrealität in Wort und Bild anzusprechen und glaubhafte alltagstaugliche Botschaften zu vermitteln.

Die bisherigen epidemiologischen Untersuchungen und Projekte lassen auf eine gute Erreichbarkeit der Ecstasykonsumenten über eine akzeptierende Arbeit schließen (vgl. u.a. Rakete, G. u.a. "Der Konsum von Ecstasy" (1997); Tossmann u.a. "Drogenkonsum Jugendlicher in der Techno-Party-Szene" (1997) im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Eine kompetenzorientierte, auf Risikominimierung ausgerichtete, szenenahe Arbeit mit "peer to peer" rund geschlechtsspezifischen Projekten fördert effektiv die Sekundärprävention.

 


Fussnoten:

    1. MDE = MDEA = 3,4-Methylendioxyethylamphetamin. MDE ist die gebräuchliche Abkürzung in der englischen Literatur, MDEA die gebräuchliche Abkürzung in der deutschen Literatur; es handelt sich aber um die gleiche Substanz. Die Auflistung beider Abkürzungen im Originaltext kann wohl als Versehen betrachtet werden.

    2. In der Fachliteratur wird Ecstasy (MDMA) zumeist nicht als Halluzinogen, sondern als Entaktogen oder auch als Empathogen bezeichnet, da MDMA kaum halluzinogen wirkt. Vgl.: D.E. Nichols: Differences between the mechanism of action of MDMA, MBDB, and the classic hallucinogens. Identification of a new therapeutic class: Entactogen, in: Journal of Psychoactive Drugs 18 (4) 1986, S. 305-313. Vgl.: R. Thomasius, M. Schmolke, D. Kraus: MDMA ("Ecstasy")-Konsum – ein Überblick zu psychiatrischen und medizinischen Folgen, in: Fortsch. Neurol. Psychiat. 65 (1997), S. 49-61. Vgl.: K.-A. Kovar, C. Rösch, A. Rupp, L. Hermle: Synthetische Suchtstoffe der 2. Generation (sog. Designer Drugs). 1. Mitt.: Amphetamine und andere Arylalkanamine, in: Pharmazie in unserer Zeit, 19 Jahrg. 1990, Nr. 3, S. 99-107. Vgl.: H. Cousto: Drug-Checking. Qualitative und Quantitative Kontrolle von Ecstasy und anderen Substanzen, 2. Überarbeitete Auflage, Solothurn 1999, S. 100 ff.


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