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Pillenwarnung - Update vom 16. August 2007

Erneutes Auftauchen von Ecstasy-Falsifikaten


Pillenwarnung per E-Mail von Alexander Bücheli (Saferparty Zürich) vom 16. August 2007:
Methamphetamin und Buflomedil verkauft als Ecstasy!

Newsletter Streetwork von Alexander Bücheli (Saferparty Zürich) vom 2. August 2007:
Warnung – Pillen mit m-CPP im Umlauf!

von Hans Cousto, Eve & Rave Berlin

 

 

 

Ecstasy-Falsifikate sind in letzter Zeit wieder in unterschiedlichen Varianten aufgetaucht. Es handelt sich dabei um weiße Pillen mit dem Logo »Rolex« und dem Wirkstoff Methamphetamin, blaue Pillen mit dem Logo »Playstation« und weiße Pillen mit dem Logo »Pentagramm« mit dem Wirkstoff Buflomedil. Den Wirkstoff Meta-Chlorphenylpiperazin [m-CPP] enthalten, jedoch gar kein oder nur eine eher geringe Menge MDMA, rosa Pillen ohne Bruchrille mit dem Logo »Rolex«, hellgrüne Pillen ohne Bruchrille mit dem Logo »Lacoste«, weiße Pillen mit Bruchrille mit dem Logo »Haifisch« und beige Pillen mit Bruchrille und dem Logo »Herz«. Nach dem Konsum von Pillen mit dem Wirkstoff m-CPP kommt es oft zu heftigen und unangenehmen Nebenwirkungen, wobei meistens nur wenig eines erwünschten psychotrop wirkenden Effekts zu verspüren ist.


 

Vorsicht, diese Pille enthält Methamphetamin

 
Photos: Kantonsapothekeramt Bern
 
Logo

Rolex (Konturen schlecht erkennbar)
  Farbe: weiß
  Bruchrille: ja
  Gewicht: 297,1 mg
  Durchmesser: 9,6 mm
  Dicke: 3,9 mm
  Wirkstoff: 27,3 mg Methamphetamin
  Testort, Testzeit: Zürich, August 2007

 

Methamphetamin ist ein stark und lang wirksames Analeptikum (anregendes Mittel) und gehört zur Stoffklasse der β-Phenylalkylamine (β-Phenethylamine). Methamphetamin wirkt wesentlich stärker (etwa fünfmal so stark) und auch länger (bis zu 24 Stunden und mehr) als Amphetamin. Methamphetamin fand früher vor allem als Weckamin (Wachhaltemittel) medizinische, insbesondere militärmedizinische Anwendung und wurde als Fertigarzneimittel bis Mai 1988 unter den Handelsnamen Pervitin® und Isophen® verkauft. Die handelsüblichen Tabletten enthielten 3,0 mg Wirkstoff. Die bezeichnete »Rolex-Pille« mit 27,3 mg Wirkstoff enthält somit etwa soviel Wirkstoff wie insgesamt neun Pervitin-Tabletten – sie ist somit als extrem hoch dosiert zu bezeichnen!

Methamphetamin ist in der Bundesrepublik Deutschland ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel (Anlage III zu § 1 BtMG).

Siehe hierzu: Fachinformation Speed, Amphetamin, Methamphetamin – Mischkonsum
http://www.drogenkult.net/?file=Speed

 

 

 

Vorsicht, diese Pillen enthalten Buflomedil

 
Photos: Kantonsapothekeramt Bern

Logo

Playstation

Pentagramm
Farbe: blau weiß
Bruchrille: ja nein
Gewicht: 218,0 mg 210,7 mg
Durchmesser: 7,8 mm 7,9 mm
Dicke: 4,2 mm 4,3 mm
Wirkstoff: Buflomedil
(nicht quantifiziert)
Buflomedil
(nicht quantifiziert)
Testort, Testzeit: Zürich, August 2007 Zürich, August 2007

 

Buflomedil ist eine vasoaktive (auf Gefäße einwirkende) Substanz welche zur Behandlung peripherer Durchblutungsstörungen angewendet wird (Markenname Loftyl®). Nebenwirkungen sind vor allem niedriger Blutdruck, "Kribbeln" in den Fingern, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Schlaflosigkeit. Die therapeutische Dosis liegt bei maximal 600 mg pro Tag. Es ist nicht davon auszugehen, daß nach dem Konsum von Buflomedil eine psychotrope oder gar eine entaktogene Wirkung ausgelöst wird respektive wahrgenommen werden kann.


Gefahren von Buflomedil

  • Gefahr einer Überdosierung wenn aufgrund des Ausbleibens einer psychotropen Wirkung weitere Pillen eingenommen werden! Bereits im gering übertherapeutischen Bereich muß mit schweren Vergiftungserscheinungen mit neurologischen Symptomen (epileptische Anfälle, Status epilepticus) gerechnet werden.

  • Bei Konsumenten mit Vergiftungserscheinungen dominieren Herz-Kreislauf-Effekte mit Hypotonie (niedriger Blutdruck), Tachykardie (Herzrasen) und Kreislaufinsuffizienz sowie ZNS-Effekte, häufig mit Krampfanfällen.

  • Mischkonsum mit Alkohol kann zu einem verstärkten Blutdruckabfall führen. Über den Mischkonsum mit anderen Psychoaktiven Substanzen ist nichts bekannt. Es besteht aber die Gefahr von nicht voraussehbaren Wechselwirkungen.

  • Da durch Buflomedil eine stärkere Blutdrucksenkung hervorgerufen werden kann, besteht die Möglichkeit, daß die Plazentadurchblutung wesentlich abnimmt und dadurch Ernährungsstörungen beim Fötus auftreten können.

Vom Konsum dieser Pillen ist dringend abzuraten!

Quelle: Arzneimittelkompendium der Schweiz
http://www.kompendium.ch
http://www.documed.ch

 

 

 

Vorsicht, diese Pillen enthalten m-CPP und kein/wenig MDMA

Photos: Streetwork Zürich / Saferparty Zürich

Diese vier Pillen, die den Wirkstoff m-CPP enthalten, sind seit längerer Zeit (und immer noch) im Umlauf. Sie tauchen in regelmäßigen Abständen sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland auf.


Logo

Farbe

Bruch-
rille

Gewicht

Durch­
messer

Dicke

Wirk-
stoff(e)
Rolex rosa nein 460,2 mg 9,1 mm 5,7 mm 53,3 mg MDMA
17,8 mg m-CPP
Haifisch weiß ja 298,6 mg 9,0 mm 3,9 mm 22,0 mg MDMA
24,0 mg m-CPP
Lacoste hellgrün nein 285,7 mg 9,1 mm 3,4 mm 2,6 mg MDMA
82,5 mg m-CPP
Herz beige ja 275,2 mg 9,0 mm 3,7 mm 55,3 mg m-CPP

 

 

 

Meta-Chlorphenylpiperazin

Chemische Beschreibung und Namen

Meta-Chlorphenylpiperazin [1-(3-Chlorphenyl)piperazin] ist ein Piperazinderivat, das allgemein und vornehmlich nur unter dem Namen m-CPP respektive mCPP bekannt ist. Das »m« steht für »meta« und bezeichnet die Position des Chloratoms (an Position drei) am Phenylring und »CPP« steht für Chlor-phenyl-piperazin. Weitere Bezeichnungen für m-CPP sind 3-CPP respektive 3CPP. Das Acetyl von m-CPP ist unter dem Namen 3CI-PP bekannt.

Je nach der Position des Chloratoms am Phenylring gibt es weitere Isomere von CPP [Isomerie = Vorkommen von verschiedenen chemischen, pharmakologischen und physikalischen Eigenschaften bei Substanzen mit gleicher Summenformel respektive bei Substanzen, die aus den gleichen Atomen zusammengesetzt sind.]. Von CPP sind folgende Isomere von Bedeutung:

1-(2-Chlorphenyl)piperazin = o-CPP = oCPP = ortho-CPP = 2CPP respektive das Acetyl 2CI-PP
1-(3-Chlorphenyl)piperazin = m-CPP = mCPP = meta-CPP = 3CPP respektive das Acetyl 3CI-PP
1-(4-Chlorphenyl)piperazin = p-CPP = pCPP = para-CPP = 4CPP respektive das Acetyl 4CI-PP

 

Vorsicht: Verwechslungsgefahr!

Die Kürzel »m-CPP« und »mCPP« stehen für Meta-Chlorpiperazin, das Kürzel »MCPP« hingegen für das Pflanzenschutzmittel (Herbizid) Mecoprop [2-(4-Chlor-o-tolyloxy)propionsäure respektive 2-(4-Chlor-2-methylphenoxy)propansäure]. Das Herbizid Mecoprop ist gesundheitsschädlich und wird auch über den Atem und die Haut aufgenommen.

 

Wirkungen und Nebenwirkungen

Die Panik und Angst induzierende Wirkung von m-CPP, einem Serotoninrezeptor-Agonist, ist medizinisch gut dokumentiert. Die Substanz m-CPP ist ein Metabolit [Stoffwechselprodukt] des nichttrizyklischen Antidepressivums Trazodon (Trittico®, Desyrel®, Thombran®) und des strukturell und zum Teil auch in seiner Wirkungsweise ähnlichen Antidepressivums Nefazodon (Nefadar®, nicht mehr im Handel) und wirkt vorzugsweise als 5-HT2C-Rezeptor-Agonist (HT = Hydroxytryptamin). Diese Eigenschaft macht die Substanz m-CPP für die wissenschaftliche Forschung interessant, da der 5-HT2C-Rezeptor ein elektophysiologischer Gegenspieler des 5-HT1A-Rezeptors ist. Eine Stimulation des 5-HT2C-Rezeptors verursacht eine Abnahme der Aktivität des 5-HT1A-Rezeptors. Eine Überstimulierung (Hochregulation) des 5-HT2C-Rezeptors ist meist mit einer (z.T. äußerst heftigen) depressiven Verstimmung verbunden. Deshalb wird die Substanz m-CPP in der medizinischen Forschung zur Analyse des funktionellen Einflusses genetischer Variationen (Genotyp) auf die 5-HT2C-Rezeptorsensitivität (Phänotyp) und die Änderung der Rezeptorsensitivität aufgrund einer medikamentösen Behandlung verwendet. Ziel solcher Untersuchungen an gesunden Probanden durchzuführen ist, die m-CPP-Pharmakokinetik mit Hilfe von neuen mathematischen Modellen zu charakterisieren und in ein pharmakokinetisch-pharmakodynamisches Modell zu integrieren, das die Änderungen der Hormonkonzentration, Befindlichkeit und Verhalten in Abhängigkeit von der m-CPP-Konzentration beschreibt.

Eine Deregulierung des Wechselspiels der Funktionalität der 5-HT-Rezeptoren durch eine nicht medizinisch kontrollierte Anwendung von m-CPP kann leicht zu Depressionen, Angstzustände, psychomotorischer Unruhe sowie zur Störung der Sexualfunktionen führen. Gebraucher dieser Substanz verspüren neben der eher schwach ausgeprägten wahrnehmungsverändernden Wirkung der Substanz (Glücksgefühle und optische Veränderungen) vor allem Kopfschmerzen und fühlen sich müde und depremiert und leiden nicht selten mehrere Tage an einer lang andauernden Niedergeschlagenheit. Es wird auch von Nervosität und Schweratmigkeit berichtet und den Konsumenten wird oft übel und sie müssen nicht selten erbrechen. Häufig überwiegen jeweils die negativen und unangenehmen Nebenwirkungen im Vergleich zu den erwünschten Wirkungen, die nur bedingt und schwach zu verspüren sind.

Nach dem Konsum von m-CPP kann sich der Urin in eine rostbraune bis rötliche Farbe verfärben. Diese Verfärbung verschwindet wieder nach zwei bis drei Tagen. Wer also solche Pillen konsumiert hat, muß nicht gleich in Panik verfallen, wenn sein (ihr) Urin auf einmal nicht mehr die übliche Farbe haben sollte. Dauert die Verfärbung jedoch länger als drei Tage an, dann ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Die Substanz m-CPP wurde in der Bundesrepublik Deutschland mit der 20. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung (20. BtMÄndV) vom 14. Februar 2007 mit Wirkung ab dem 1. März 2007 in Anlage II zu § 1 BtMG (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel) aufgenommen. Die Substanz m-CPP unterliegt somit seit März 2007 den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften.

 

 

 

Vorsicht, diese Pillen enthalten eine sehr hohe Dosis MDMA

Photos: Streetwork Zürich / Saferparty Zürich

Diese vier Pillen, die den Wirkstoff MDMA in sehr hoher Dosierung enthalten, wurden (zum Teil mehrfach) im Zeitraum von November 2006 bis Juni 2007 in Zürich getestet.


Test-
Datum

Logo

Farbe

Gewicht

Durch­
messer

Dicke

Wirk-
stoff(e)
Nov. 06,
Jun. 07
Herz grün 248,1 mg 7,1 mm 2,2 mm 146,9 mg MDMA
Jan. 07 RedBull weinrot 280,4 mg 8,1 mm 4,5 mm 162,0 mg MDMA
Apr. 07 Rotes G hellrot 285,8 mg 8,1 mm 4,8 mm 156,5 mg MDMA
Jun. 07 Atom weiß 247,8 mg 8,4 mm 4,1 mm 139,7 mg MDMA

 

Vor allem für leichtgewichtige (magere) Personen (leptosomer/asthenischer Typus) sind Pillen mit so einem hohen Wirkstoffgehalt nicht ungefährlich, da beim Konsum das Risiko einer Überdosierung eingegangen wird.

Als Faustregel für die Dosierung gilt bei MDMA ein oberer Grenzwert von 1,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht. Je nach Konstitution und Gewöhnung des Konsumenten kann eine Überschreitung dieses Grenzwertes zu einer Überdosierung mit unangenehmen Folgen für die Befindlichkeit führen. Die in der Regel zu angenehmen Empfindungen führenden Dosierungen liegen etwa 20 Prozent unterhalb dieser Grenzwerte. Bei Konsum von Ecstasy sind auch bei Einhaltung der Angaben zur Dosierung Risiken und Nebenwirkungen nicht gänzlich auszuschließen, dies gilt insbesondere bei Mischkonsum. In der folgenden Tabelle sind die oberen Grenzwerte zur Dosierung von MDMA in Relation zum Körpergewicht aufgelistet.

 

Körpergewicht 50 Kg 60 Kg 70 Kg 80 Kg 90 Kg 100 Kg
Maximale Dosierung 75 mg 90 mg 105 mg 120 mg 135 mg 150 mg

 

 

Allgemeine Informationen zu Drug-Checking

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Drug-Checking: Download von Drug-Checking Informationen, Pillenwarnungen und Ergebnissen
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Pillenwarnungen
http://www.saferparty.ch/de/testing/warning/

Allgemeine Informationen
http://www.saferparty.ch


Eve & Rave Schweiz
Allgemeine Informationen
http://www.eve-rave.ch

 

 

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Fußnoten:

   

1.

Die Anfragen nach der Substanz Ecstasy (ohne Anfragen nach MDMA) lauteten wie folgt: Ecstasy (64%), XTC (15%), Extasy (14%), Ectasy (2,0%), Exstasy (1,9%), Extacy (1,4%), Ecxtasy (0,7%) und Ecstacy (0,3%). Offensichtlich informieren sich zahlreiche Leute im Internet, die in Sachen Rechtschreibung mangelhafte Kenntnisse haben – aber einen Computer bedienen können und Suchmaschinen richtig benutzen können – und vor allem Drogenkompetenz erlangen wollen!



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