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Pillenwarnung - Update vom 11. Juli 2002

Erneutes Auftauchen von PMA-Pillen


Eve & Rave Schweiz, Solothurn: Pillenwarnung vom 2. Juli 2002
EMCDDA, Lissabon: Pillenwarnung vom 8. Juli 2002

von Hans Cousto

 

 

 

PMA in mehreren "Ecstasy-Pillen" nachgewiesen

 

 

In Thun, Kanton Bern, tauchte in Juni eine "Ecstasy-Pille" mit dem Ying-Yang-Symbol auf, die außer 32,6 mg Methylen-Dioxy-Methyl-Amphetamin (MDMA) den Wirkstoff Para-Methoxy-Amphetamin (PMA) enthielt. Eve & Rave Schweiz warnt eindringlich vor dem Konsum dieser Lebensgefährlichen Pillensorte.

 
Ecstasy-Pille "Ying-Yang" mit den Wirkstoffen MDMA + PMA
Photo: Eve & Rave Schweiz
 
Farbe:

weißlich
 
  Durchmesser: 7,9 mm  
  Dicke: 4,0 mm  
  Gesamtgewicht: 241,3 mg  
  Wirkstoffe: MDMA, PMA  

 

 

 

 

 

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht E.B.D.D. (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction E.M.C.D.D.A.) warnt vor dem Risiko des Konsums von "Ecstasy-Pillen" mit dem Logo "Kasper" oder "Kasper der Geist." Diese Pillensorte enthält 36 mg PMA. Dem Vernehmen nach sollen noch 100.000 Pillen dieser Prägung auf dem Schwarzmarkt innerhalb der Europäischen Union kursieren.

 
Ecstasy-Pille "Kasper"
mit dem Wirkstoff PMA
 
Farbe:

beige
 
  Durchmesser: 9,1 mm  
  Dicke: 3,8 mm  
  Gesamtgewicht: 300 mg  
  Bruchrille: keine  
  Wirkstoffe: PMA  

 

PMA ist ein stark wirksames Halluzinogen. Es spielt in der Drogenszene, vermutlich aufgrund seiner Toxizität (Giftigkeit), eine eher untergeordnete Rolle. Bei unter 50 mg hat es eine ähnliche Wirkung wie MDA, d.h. eher halluzinogen ohne die Empathie zu beflügeln. Bei einer Dosierung von 60 mg bis 80 mg kann PMA extrem gefährlich werden. Die Wirkung ähnelt zuerst einem starken Alkoholrausch ohne psychedelische Effekte. Die Wirkung tritt stark verzögert ein, ist also anfänglich nicht spürbar. Dies ist besonders gefährlich, da durch Nachlegen schnell eine lebensbedrohliche Überdosierung erreicht wird.

 

PMA – Todesfälle durch Überhitzung, innere Blutungen und Organversagen

Bei höheren Dosierungen verursacht PMA einen starken Anstieg des Blutdrucks sowie der Körpertemperatur. Der Puls beginnt zu rasen, die Atmung wird schneller und gleichzeitig schwerer, die Augen bewegen sich sprunghaft, Muskelkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Nach dem Konsum großer Mengen PMA können Herzrhythmusstörungen und krampfhafte Anfälle auftreten. Aufgrund der hohen Körpertemperaturen kann es zur Beeinträchtigung von Gehirnzellen kommen (ab ca. 40 Grad Celsius) und Bewußtlosigkeit und Koma sind keine Seltenheit. Bei Temperaturen von 42 Grad Celsius und mehr werden die inneren Organe geschädigt und es kann zu Blutungen im Magen und im Darm, sowie zu Gehirnblutungen kommen. Betroffene fallen in ein Koma und sterben nach durchschnittlich 6 bis 24 Stunden.

In Kanada starben 1974 neun Personen nach dem Konsum von PMA. Das PMA war in einem gelben Pulver enthalten, das als MDA unter den Bezeichnungen "Chicken Power" und "Chicken Yellow" feilgeboten wurde. Die Konsumenten erhielten also PMA statt MDA und starben nach einer PMA-Überdosierung. Gemäß Obduktionsberichte wurde das PMA sowohl im Urin als auch in Gewebeproben nachgewiesen.

In Australien verstarben im Zeitraum von September 1995 bis zum 1. Januar 1997 sechs Personen nach einer Überdosierung mit PMA. Sämtliche sechs Todesfälle ereigneten sich in Adelaide, der Hauptstadt des Bundesstaates South Australia, respektive in der näheren Umgebung von Adelaide. Das erste Opfer der sogenannten "Designer Epidemie" war ein 35jähriger Motoradfahrer der ‚Hells Angels’. Er verstarb im September 1995. Im Jahr 1996 verstarben an den Folgen von PMA eine 37jährige Sozialarbeiterin, eine 24jährige Telephonistin, ein 24-jähriger Koch und ein 23jähriger Küchengehilfe und in der Neujahrsnacht 1997 starb eine 26jährige Sekretärin an einer Überdosierung PMA. Sie hatten alle Ecstasy-Tabletten konsumiert und waren des Glaubens MDMA eingenommen zu haben, doch die vermeintlichen Ecstasy-Tabletten enthielten PMA. Als primäre Todesursache wurde in drei Fällen Hyperthermie (Temperaturen von 41,5 bis 46,1 Grad Celsius) angegeben. In allen Fällen wurde bei der Obduktion eine toxisch letale Menge PMA festgestellt. In vier Fällen wurde Amphetamin und/oder Methamphetamin und in zwei Fällen MDMA gefunden. In einem Fall war vermutlich die Wechselwirkung mit dem verschreibungspflichtigen Medikament Fluoxetin, ein Serotoninwiederaufnahmehemmer, mit ursächlich am Eintreten des Todes beteiligt.

Im Mai 2000 starben im US-Bundesstaat Illinois 2 Personen an einer Überdosis PMA, am 7. Mai ein 17jähriger Schüler aus McHenry und am 14. Mai eine 18jährige Schülerin aus Naperville, einem Vorort von Chicago. Beide konsumierten mehrere Pillen, die als Ecstasy unter dem Straßennamen "Double-stack White Mitsubishi" auf dem Schwarzmarkt angeboten wurden, die jedoch nur eine sehr geringe Menge MDMA, dafür aber eine erhebliche Menge PMA enthielten.


Weiße Ecstasy-Pille mit dem Mitsubishi-Firmenlogo
Photo: Eve & Rave Schweiz

Im US-Bundesstaat Florida starben im Jahr 2000 sechs Personen in Folge des Konsums von vermeintlichen Ecstasy-Pillen mit dem Mitsubishi-Logo. Die Pillen, die im Frühsommer in der Stadt Orlando in Zentral-Florida auftauchten, enthielten eine Wirkstoffkombination aus MDMA und PMA. Von zwei Personen ist bekannt, daß sie nach dem Konsum von je drei dieser Mitsubishi-Pillen verstorben sind.

Im Sommer 2000 tauchten in Dänemark beige Pillen mit dem Mitsubishi-Logo auf, die außer dem Wirkstoff PMA auch den Wirkstoff PMMA (Para-Methoxy-Methamphetamin) enthielten. In Folge des Konsums dieser Pillen kam es im Sommer 2000 zu zwei Todesfällen. Der eine Fall wurde ausschließlich auf die beiden Substanzen PMA und PMMA zurückgeführt, bei dem anderen Fall war noch zusätzlich die Substanz MDMA bei der Obduktion festgestellt worden. Im September 2000 tauchten in Dänemark Pillen mit dem Mitsubishi-Logo auf, die ausschließlich den Wirkstoff PMA enthielten. In der Folge des Konsums dieser Pillen kam es zu zwei weiteren Todesfällen in Dänemark.

In Österreich wurden im Sommer 2000 mehrere rote Pillen mit dem Mitsubishi-Logo analysiert, die kein MDMA, jedoch 40 mg PMA enthielten. In Folge des Konsums solcher Pillen verstarb Ende August ein 17jähriger Niederösterreicher aus Krems zwei Tage nach der Einlieferung in einem Wiener Krankenhaus an inneren Blutungen. Der Jugendliche war der Meinung, MDMA – also Ecstasy – konsumiert zu haben. Trotz schwerer körperlicher Symptome, wie beispielsweise starke Überhitzung und akute Muskelzuckungen, suchten weder er selbst noch seine Freunde rechtzeitig medizinische Hilfe, da sie Angst hatten, wegen des Suchtmittelgesetzes angezeigt zu werden. Bei den von ChEckiT! im Labor vor Ort analysierten Tabletten handelte es sich um rote Pillen mit dem Mitsubishi-Logo ohne Bruchrille mit einem Gesamtgewicht von 230 mg, einer Dicke von 5 mm und einem Durchmesser von 7 mm. Die Pillen enthielten 40 mg PMA.

Im Oktober 2000 ist eine weitere Pillensorte aufgetaucht, die PMA enthielt. Die Tablette mit dem Logo und dem Namen "E" enthielt außer 20 mg PMA noch 40 mg PMMA. Die weiße Tablette mit einem sehr tief geprägtem "E" hatte keine Bruchrille, hatte ein Gesamtgewicht von 220 mg, war 5 mm dick und hatte einen Durchmesser von 7 mm.

 

 

PMA und PMMA – drei Todesfälle in Deutschland im Jahr 2000

Auch in Deutschland wurden drei Todesfälle – zuletzt ein Fall in Rheinland-Pfalz – bekannt, die im Zusammenhang mit der Einnahme von Tabletten standen, die als Ecstasy angeboten wurden, jedoch PMA und/oder PMMA enthielten. Anfang November 2000 ist in Wittlich nördlich von Trier (Rheinland-Pfalz) eine 18jährige Frau durch die Einnahme einer solchen Pille mit dem Logo eines Elephanten, die PMA enthielt, zu Tode gekommen. Ob diese Substanz alleine todesursächlich war oder in Kombination mit anderen Faktoren zum Tod führte, konnte letztendlich nicht zweifelsfrei geklärt werden.

 

 

_______________________________________________________

Fußnoten:

   

1.

Die Anfragen nach der Substanz Ecstasy (ohne Anfragen nach MDMA) lauteten wie folgt: Ecstasy (64%), XTC (15%), Extasy (14%), Ectasy (2,0%), Exstasy (1,9%), Extacy (1,4%), Ecxtasy (0,7%) und Ecstacy (0,3%). Offensichtlich informieren sich zahlreiche Leute im Internet, die in Sachen Rechtschreibung mangelhafte Kenntnisse haben – aber einen Computer bedienen können und Suchmaschinen richtig benutzen können – und vor allem Drogenkompetenz erlangen wollen!

   

2.

ChEckiT! (2000): Paramethoxyamphetamin (PMA), Wien
http://www.checkyourdrugs.at/substanzen/synthetische/andere/index.html .

   

3.

Cimbura (1974): PMA deaths in Ontario, in: Canadian Medical association Journal, vol. 110: 1263-1267

   

4.

A. Shulgin (1991): Pihkal. A Chemical Love Story, Berkeley, S. 709

   

5.

H.E. Felgate et al. (1998): Recents Paramethoxyamphetamine Deaths, in: Journal of Analytical Toxicology, vol. 22: 169-172

   

6.

E. Hunter (1997): Carolyn loved partying, dancing, and her little boy. Now she is dead, the newest victim of a drug more letal than Ecstasy, in: The Glasgow Herald (Australia) vom 23. August 1997

   

7.

R.W. Byard (1998): Amphetamine derivates fatalities in South Australia: Is "Ecstasy" the culprit?, in: American Journal of Forensic Medicine and Pathology, vol. 19 (No. 3) 1998: 261-265

   

8.

J. Coen (2000): Overdose Push Police to Spread Word on Ecstasy Looklike Drugs, in: Chicago Tribune vom 19. Mai 2000; Vgl.: J. Coen (2000): Teen Drug Alert, in: Chicago Tribune vom 22. Mai 2000

   

9.

H.P. Curtis (2000): New fatal imported drug hits nightclubs, in: Orlando Sentinel vom 28. September 2000

   

10.

Dispositif TREND/SINTES (2001): Note d'information du dispositif SINTES vom 13. April 2001, Paris
(http://www.drogues.gouv.fr/fr/transversal/bandeau/alerte.htm)

   

11.

ChEckiT!(2000): News. Meldungen vom 11.08.2000 und 18.09.2000, Wien
(http://www.checkyourdrugs.at/data/news/index.html)

   

12.

BKA (2000): Bundeskriminalamt (BKA) warnt vor Ecstasy, Pressemitteilung vom 24.11.2000, Wiesbaden
(http://www.bka.de/pressemitteilungen/2000/pm241100.html)



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