Schon über 50 Bleivergiftungen in Leipzig

Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin
Pressemitteilung vom 19. November 2007 zu Bleivergiftungen

Bis heute wurden 56 Fälle von Bleivergiftung in und um Leipzig bekannt. Nachdem 19 Fälle von Bleivergiftungen aufgrund von Cannabiskonsum in Leipzig bekannt geworden waren, hat das Leipziger Gesundheitsamt zu Blutuntersuchungen aufgerufen. Bis zum 19. November 2007 gingen 68 Befunde beim Gesundheitsamt ein. Insgesamt wurde bei 37 Personen ein erhöhter Bleispiegel festgestellt. Davon haben 28 Personen einen Bleispiegel von über 400 µg/l (der höchste Wert 2.330 µg/l). Diese 28 Patienten sind behandlungsbedürftig. Die anderem 9 Personen sind kontrollbedürftig. Ihnen wird empfohlen, den Bleispiegel in ca. 3 Monaten (Kontrolluntersuchung) nochmals bestimmen zu lassen. Insgesamt wurden somit bis heute 56 Fälle von Bleivergiftung in und um Leipzig bekannt.

Diese Pressemitteilung enthält Informationen für Betroffene und Ärzte zu Patienteninformationen bei Bleivergiftung, Therapieempfehlung des Uni-Klinikums Leipzig, Muster für den Kostenübernahmeantrag des Medikaments Chemet® (Wirkstoff Succimer) bei den gesetztlichen Krankenkassen sowie Links mit Informationen zu gebräuchlichen Medikamenten bei Bleivergiftungen.

Druckerfreundliche Version (PDF-Format, 90 KB, 2 Seiten):
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse07-11-19.pdf



Die Drogenbeauftragte Sylke Lein der Stadt Leipzig gab heute die Zwischeninformation »Kontaminiertes Marihuana in Leipzig« heraus. Gemäß dieser Information wurden bis heute 56 Fälle von Bleivergiftung in und um Leipzig bekannt. Nachdem 19 Fälle von Bleivergiftungen aufgrund von Cannabiskonsum in Leipzig bekannt geworden waren, hat das Leipziger Gesundheitsamt zu Blutuntersuchungen aufgerufen. Bis zum 19.11.07 gingen 68 Befunde beim Gesundheitsamt ein. Insgesamt wurde bei 37 Personen ein erhöhter Bleispiegel festgestellt. Davon haben 28 Personen einen Bleispiegel von über 400 µg/l (der höchste Wert 2.330 µg/l). Diese 28 Patienten sind behandlungsbedürftig. Ihnen wird dringend empfohlen, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Die anderem 9 Personen sind kontrollbedürftig. Ihnen wird empfohlen, den Bleispiegel in ca. 3 Monaten (Kontrolluntersuchung) nochmals bestimmen zu lassen. Insgesamt wurden somit bis heute 56 Fälle von Bleivergiftung in und um Leipzig bekannt.

Da insbesondere Schwangerschaften und das Stillen unter erhöhter Bleibelastung für das sich entwickelnde Kind mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden sein können, empfiehlt sich für Frauen im gebärfähigen Alter eine gesonderte medizinische Beratung und Betreuung.


Informationen für Betroffene und Ärzte

Die über den unten eingefügten Link aufrufbare Information für von Bleivergiftungen betroffene Konsumenten und behandelnde Ärzte wurde vom Gemeinsamen Giftinformationszentrum (GGIZ) der Länder Mecklenburg - Vorpommern, Sachsen, Sachsen - Anhalt und Thüringen und Ärzten der Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Leipzig entwickelt.
 
Patienteninformation zur Bleivergiftung
http://www.ggiz-erfurt.de/aktuelles/akt_press_07_november_blei_patienteninformation.htm
 
Bleiintoxikation - Therapieempfehlung des Uni-Klinikums Leipzig
http://www.uniklinikum-leipzig.de/download/bleiintox-leitlinie16-11-07.pdf



!!! ACHTUNG !!!

Das Medikament Chemet® (Wirkstoff Succimer) wird zur Entgiftung bei Bleivergiftungen eingesetzt. Bei Chemet® handelt sich um ein Importpräparat nach §73 (des deutschen) Arzneimittelgesetzes (AMG), dessen Verschreibung die vorherige Genehmigung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) benötigt (siehe Link weiter unten zu: Muster für den Kostenübernahmeantrag). Bis zur Vorlage der Genehmigung kann bei fehlenden Kontraindikationen die Alternative D-Penicillamin verschrieben werden. Die Korrespondenzapotheke in Leipzig ist sofort lieferfähig, bei anderen Apotheken muß man mit einer Besorgungsfrist von einer Woche rechnen.

Korrespondenz-Apotheke:
Liebig-Apotheke
Windmühlenstrasse 41
04107 Leipzig
Tel: 0341/
9604626

Muster für den Kostenübernahmeantrag
http://www.uniklinikum-leipzig.de/download/muster_kostenuebern_bleiintoxikation_15-11-2007.doc


Hinweis: Aufgrund der derzeitigen Lieferschwierigkeiten des Medikaments Dimaval® (DMPS) als empfohlene Therapie empfiehlt die Giftzentrale Erfurt die Verwendung von Chemet® (Succimer) 3x100mg/Tag. Die Verwendung von Penicillamin als Reserve ist zwar zugelassen, aber mit erheblichen und schwerwiegenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen behaftet, deren Wahrscheinlichkeit bei der notwendigen hohen Dosierung relativ hoch ist. Nieren- und Knochenmarkschädigungen kommen häufig vor (Leukopenien, Thrombozytopenien, aplastische Anämien) und können erhebliche Folgenkosten verursachen. Darüber hinaus zeigen tierexperimentelle Befunde, daß möglicherweise Penicillamin den Transport von Blei ins Gehirn eher fördern konnte.

Succimer (meso 2,3-Dimercaptobernsteinsäure; meso 2,3-dimercaptosuccinic acid; DMSA) ist in den USA von Sanofi Synthelabo als Chemet® 100 mg Kapseln mit dem Status eines Orphan Drug auf dem Markt. Es ist in den USA nur zugelassen bei Blei-Intoxikationen von pädiatrischen Patienten mit Blutspiegeln über 0,45 µg/ml und nicht indiziert für eine Prophylaxe von Bleivergiftungen durch allgemeine Umwelt - Intoxikationen. Der Gebrauch von Chemet® sollte immer von einer Identifizierung und Entfernung der Quelle einer Bleiexposition begleitet sein.
 
Quelle: Thilo Bertsche und Martin Schulz: Succimer zur Ausleitungstherapie? Klinisch pharmakologische Bewertung
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2003-25/pharm7.htm

D-Penicillamin (D-2-Amino-3-mercapto-3-methyl-buttersäure) ist ein Abbauprodukt des Penicillins und wird durch Hydrolyse aus diesem gewonnen. Bei der chemischen Synthese fällt Penicillamin als Racemat an. Als Medikament darf nur hochreines D-Penicillamin verwendet werden, da L-Penicillamin sehr giftig ist. D-Penicillamin kommt bei der Wilsonschen Krankheit (Morbus Wilson, hepatolentikuläre Degeneration) als Medikament zur Kupfer - Ausscheidung zum Einsatz. Dabei wird die hohe Affinität der Thiol-Gruppe zu Kupfer und die chelatbildende Eigenschaft des Moleküls ausgenutzt. Aus dem gleichen Grund kann D-Penicillamin auch bei Schwermetallvergiftungen mit Blei, Cadmium und Quecksilber gegeben werden.
 
Quelle: Johann Gasteiger, Angelika Hofmann, Dr. Axel Schunk, Simon Spycher: Chemie für Mediziner
http://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/beispiele/vortrag-chemmed/chemmed017.htm

DMPS (RS)-2,3-Dimercapto-1-propansulfonsäure wird unter dem Markennamen Dimaval® vertrieben. DMPS ist ein Antidotum zur Therapie von Schwermetallintoxikationen. Eine Kapsel enthält: 108,56 mg (RS)-2,3-Dimercapto-1-propansulfonsäure (DMPS) Natriumsalz, Monohydrat entsprechend 100 mg DMPS Natrium; Gelatine; Maisstärke; Natriumdodecylsulfat; Silicumdioxid (hochdispers); Titandioxid (E 171); Wasser. Anwendungsgebiete sind klinisch manifeste, chronische und akute Vergiftungen mit Quecksilber (anorganische und organische Verbindungen, Dampf, metallisches Quecksilber) sowie chronische Vergiftungen mit Blei.
  
Quelle: Ralf Rebmann: Dimaval® (DMPS)
http://www.gifte.de/Antidote/dimaval.htm


Berlin, den 19. November 2007
Redaktion Webteam Eve & Rave e.V. Berlin

Index Pressemitteilungen      Eve & Rave Berlin News