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Techno

Eine neue Kultur mit alten Traditionen


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oder
Vom Urkult zur Kultur
Drogen und Techno

von Hans Cousto

 

  1. Echte Kulte und symbolische Kulte

    1. Ostern und der Mond

    Der Frühlingsvollmond (Sonne im Sternzeichen des Widders, Mond im Sternzeichen der Waage) ist eine astronomische Konstellation, die in vielen Kulturen Anlaß war, ein großes Fest zu feiern. In Indien ist es das Holifest, in Palestina das Passahfest und ursprünglich in der Christenheit das Osterfest. Seit dem 4. Jahrhundert wird Ostern gemäß eines Beschlusses auf dem Konzil von Nikäa in den westlichen christlichen Kirchen immer bei abnehmendem Mond gefeiert, manchmal sogar bei abnehmendem Halbmond. Der Streit um den Ostertermin wurde von Rom entgegen der biblischen Überlieferung für einen nicht im Einklang mit der Natur stehenden Termin entschieden. Der Ursprung des Feierns an diesem Tag, der Frühlingsvollmond, wurde aus dem eigentlichen Ritual entfernt.

     

    1. Das heilige Abendmahl – ein Substitutionsritual

    "Dies ist mein Fleisch, dies ist mein Blut" sagte der "Sohn Gottes", als er zum Passahmahl das Brot teilte und den Kelch mit dem Wein seinen Jüngern reichte. Seit bald Zweitausend Jahren wird nun in der christlich abendländischen Welt diese Zeremonie nachgespielt.

    Nur wenige gläubige Christen wissen, daß es sich hierbei um ein symbolisches Ritual handelt, das kannibalische Züge in sich birgt, die durch eine Droge (Wein) substituiert werden. In der katholischen Kirche ist die Eucharistie, das Sakrament des heiligen Abendmahles, eine Substitution ersten Grades, da Brot und Wein durch magische Handlung in Leib und Blut des Sohnes Gottes verwandelt werden. Die Verwandlung des Stoffes, auf dem 4. Laterankonzil im Jahre 1215 zum Dogma erhoben, nennt man Transubstantation oder auch Konsekration. Der Priester trinkt das Blut. Das Abendmahl, wie es von der katholischen Kirche zelebriert wird, ist, wie schon erwähnt, eine ritualisierte Substitution (von Fleisch und Blut in Brot und Wein) ersten Grades.

    In der Lutherisch-evangelischen Kirche ist bei dem Abendmahl Christus anwesend, jedoch wird er nicht von den Gläubigen verzehrt. Hier handelt es sich also nicht um ein magisches, sondern um ein symbolisches Ritual erster Ordnung, der Transubstantation von Leib und Blut in Brot und Wein wird eine zentrale Bedeutung zugemessen, doch der kannibalische Akt ist aus dem Ritual entfernt worden. Christus ist nur anwesend, es handelt sich hier also um eine ritualisierte Substitution zweiten Grades.

    In der von Zwingli geprägten Protestantischen Kirche ist Christus beim heiligen Abendmahl nicht anwesend, Brot und Wein bedeuten nur Christus. Hier handelt es sich somit um ein symbolisches Ritual zweiter Ordnung.

     

    1. Ein echtes Abendmahl - Teonanacatl

    Die Psilocybinpilze nennt man in Mexiko Teonanacatl, was nichts anderes heißt als "Speise der Götter". Diese Pilze haben eine starke psychedelische Wirkung und vermitteln das subjektive Gefühl höherer Einsichten. Man erlebt eine göttliche Dimension in einem selbst, egal, ob man daran glaubt oder nicht. Die Visionen und Halluzinationen, die man hier erlebt, sind reell. Hier gibt es keinen Glaubensstreit, ob es eine magische oder eine symbolische Handlung sei, Zeremonien mit diesen Pilzen zu feiern, denn die Magie wohnt dem Pilze inne und überträgt sich auf die Teilnehmer der Zeremonie. Eine Pilzzeremonie ist ein echtes Abendmahl und kein symbolisches Ritual, das irgend ein anderes Ritual in irgend einer Form substituiert.

     

    1. Der lebendige Gott in uns – wo zeigt er mehr von seiner Lebendigkeit?
      In der Kirche oder im Techno-Tanz-Tempel?

    Kirchengesang heute: langsam, schleppend, verstimmt (vom musikalischen her betrachtet meßbar) und oft zögerlich und leise. Die frohe Botschaft findet kaum ihren Widerhall im Gesang der Kirchgemeinde. Das Volk, das frohlocket, jauchzt und jubelt zu Ehren des Herrn, sucht man vergeblich in den Kirchen bei den sonntäglichen Gottesdiensten. Kaum ein Lachen, kaum ein Strahlen und gar keine Gestik ist als spontaner Ausdruck der Lebensfreude zu finden, die meisten schauen finster drein – wie es eben bei einem toten Kult üblich ist.

    Techno-Tanz-Tempel heute: Zu lauter rhythmischer Musik und funkelnden Lichtspielen tanzen zumeist junge Menschen bis zur völligen Ekstase. Musik, Lichtspiele und Tanz vollbringen das Wunder – den göttlichen Funken des Lebens in Trance und Ekstase zu erwecken und zum blühen zu bringen.

    Oft werden zu dieser Zeremonie psychedelische und entaktogene Drogen genommen, die die Schleusen für die Erlebnistiefe weit öffnen. Das Ritual ist echt, lebendig und zugleich göttlich, denn es ist Ausdruck der Lebensfreude und der Lebenslust. Hier wird nichts substituiert und durch eine symbolische Handlung ersetzt. Dieser Kult ist ein lebendiger Kult, archaisch wie ein Urkult unter Einbeziehung kultureller Leitbilder und Errungenschaften, die in vielen alten Kulturen eine ganz große Tradition hatten.


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